Victor quia victima!

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Mao Zedong bzw. Mao Tsetung sei Zeuge eines Bauernaufstandes geworden und habe miterlebt wie Rebellen Gegner folterten und massakrierten. Und die Folge? Er ist "fasziniert von der Gewaltbereitschaft auf dem Land und hält sie für ein legitimes Mittel des Umsturzes." So heißt es in PM History 4/2014 Seite 18.

Wir denken in unserem befriedeten Land immer: Menschen sind nicht so: a) sie sind nicht brutal und b) sie können daran keinen Gefallen finden. Diese großen Führer wie Mao, Hitler, Stalin und die vielen kleinen, die Millionen auf dem Gewissen haben – dazu noch ihre ganzen Helfershelfer, die für die "gute" Sache massakriert haben, Menschen gefoltert haben, die durch Blut gewatet sind, sich höllische Strafmaßnahmen und Umerziehungsmethoden ausgedacht haben, die Leichen beseitigt haben, die am Schreibtisch und vor Ort – als Ärzte, Krankenschwestern, Lehrer (Mao), Priester, Polizisten, Soldaten, Frauen und Männer… – eine Schande für die Gattung Mensch gewesen sind, zeigen uns etwas anderes. Wir möchten so etwas nicht denken – darum schauen wir auch so gerne weg, wenn in fernen Ländern diese bösartigen Menschen andere bestialisch behandeln, wenn in unserem Land Einzelne diese bösartige Gesinnung hegen und auch umsetzen. Wir wollen das nicht sehen.

Groß sind für mich die Menschen, Vorbilder sind für mich die Menschen, die das alles in äußerster Härte wahrnehmen, sich zu Herzen gehen lassen und dennoch Gegenakzente setzen. Die nicht resignieren, die sich den Gewalttätern und ihren Gesinnungsgenossen nicht beugen und sich nicht anpassen, die sich ihnen – und wenn sie allein gegen die Masse stehen – entgegenstellen. Die nicht mitheulen, wenn die Meute heult und über andere herfallen. Ich denke da an so viele Menschen, die auch in diesen Tagen wieder aus den Autos gezerrt und zu Hause überfallen werden, die wehrlos sind und von Gruppen verprügelt, vergewaltigt, verletzt werden, an diejenigen, die in Staatsverließen dahin vegetieren, geschlagen, hungernd, durstig, verletzt, einsam. Rechtlos. An diejenigen, die aus dem Hinterhalt, bei Nacht, in Schwäche überfallen werden, deren Liebsten vor ihren Augen misshandelt und ermordet werden.

In einem Film über Christen im Nationalsozialismus sagt einer, der selbst in Dachau im KZ inhaftiert war: Ihnen sei von einem KZ-Kommandeur gesagt worden, nun seien sie wehrlos, ehrlos, rechtlos. Und ihm sei dann deutlich geworden: Genauso erging es Jesus Christus. Auch er war in seiner Passionszeit ehrlos, wehrlos, rechtlos. Und dieser Gedanke habe ihn stark gemacht: Das Opfer ist der Sieger (Victor quia victima – Sieger weil Opfer, so Augustinus über den gekreuzigten Jesus). Nachfolgerinnen und Nachfolger weltweit setzen diese neuen Akzente – bis sie seelisch zerbrochen werden, manche halten körperlich, seelisch nicht stand (Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?). Es übersteigt ihre Kräfte. Unser von den Toten auferstandener Herr, dem sie nachfolgten, nehme sie in seiner Liebe auf.

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