Ein interessanter Begriff: Netzgemeinde. Es war so, dass manche in die Stadt zogen, weil sie sich den beobachtenden Blicken der Menschen in kleinen Dörfern entziehen wollten. Die Spießer vom Dorf, die alles kontrollieren, die Nachbarn, die hinter den Gardinen die Vorgehensweisen auf der Straße beobachteten, die wussten, wann Nachbars Katze wieder den Garten von Nachbarn X als Klo benutzten und somit Ärger ins Nachbarhaus brachten, die wussten, was die Kinder anstellten und es sofort den Eltern als brandheiße Neuigkeit berichteten – vor diesen Menschen floh man vor ein paar Jahrzehnten in die Stadt. In der Stadt war alles anders, freier, man konnte tun und machen was man wollte – selbst aus der Kirche austreten…
Und nun finden wir diese verspießerte Ortsgemeinde in der Netzgemeinde wieder. Da twittert jemand was Blödes – schon sitzen die Gardinen-Nachbarn auf dem Sprung, um diesen Menschen abzusäbeln. Da veröffentlicht jemand in Facebook ein Bild – und schon geht die Gaudi der politisch verklemmten Spießer der Netzgemeinde los. Darauf haben sie gewartet. Es ist schon interessant zu sehen, dass die Gardinenspießer von einst nun an den PCs sitzen und genau das machen, was die verachteten Dorftrottel machten. Nur eben halt modern.
Diese Gedanken kamen mir, als ich das las: http://www.welt.de/vermischtes/article123207732/Dieser-Afrika-Tweet-kostete-eine-PR-Agentin-den-Job.html Das ist auch äußerst dämlich, so etwas zu twittern – bzw. überhaupt zu denken. Es ging mir nicht darum, sie zu verteidigen. Nur darum, diesen Gedanken loszuwerden:
Von den spießigen Dorftrotteln hin zu den spießigen Netztrotteln – es gibt keinen Mentalitäts-Unterschied. Nur: Die einen plappern mit böser Zunge – die anderen klappern mit schmierigen Fingern.
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