Glaube der Atheisten

Atheisten glauben nun nicht an die Nichtexistenz Gottes. Das ist kein Glaube. Glaube im christlichen Sinn bedeutet: vertrauen – und man kann nicht der Nichtexistenz vertrauen.

Freilich haben Atheisten – je nach Strömung – auch ihren Glauben, setzen ihr Vertrauen auf etwas. So steht zu Beginn des Atheismus in der Neuzeit die Errichtung des Tempels der Göttin Vernunft. Nietzsche glaubt an den elitären Herrenmenschen, zu dem sich der Mensch selbst erschaffen kann, Feuerbach ist nicht ganz so fasziniert vom Herrenmenschen, aber er sieht auch die Macht des Menschen, der so groß ist, Gott erschaffen zu können – und nun größer werden soll, indem er sich als Mensch wirklich erkennt und darum auch sich selbst als diesen Seienden erschafft.

Und heute glauben so manche an den Menschen, sie vertrauen ihm, dass er den Glauben an Gottes Schöpfung ersetzen kann durch den großen Menschen und seine wissenschaftliche Schöpferkraft. Die heile Welt wird erschaffen – durch den Verstand, den arischen Stamm, der Arbeiterklasse, der Wissenschaft: Groß ist der Mensch – wie groß bist du, Mensch! Du nimmst Deine Zukunft in die Hand, Du duldest keine Götter neben Dir, Du erkennst Dich selbst in Deiner wahrhaften Größe. Du selbst stellst die Gebote auf, Du definierst das, was Menschenwürde ist und wem diese zugesprochen wird.

Und Du hast auch in Deiner Größe einen Gegenspieler. Nicht Satan, Teufel oder wie die bösen Mächte der Religionen noch heißen, sondern die Religionen selbst sind Deine bösen Satane. Die Religionen versuchen Dich von Deinem reinen Weg des Glaubens an den Menschen abzuhalten. Sie reden Dir ein, wie mickrig und sündig Du bist, sie reden Dir ein, Euch untereinander zu bekämpfen – oh, wie satanisch sind die Religionen! Schafft sie ab, schafft die reine, religionslose Welt!

Der Glaube von Atheisten. Kleinere Atheisten, die nicht einen so hehren Anspruch haben, bauen doch eher dem Konsum einen Tempel. Sie verwenden die Lieder der Religion, deuten sie um: Oh du fröhliche Weihnachtszeit, der Kunde ist bereit, sein Geld dem Wohlbefinden zu spenden. Mit Lichterglanz und Freudentanz um das goldene Kalb kommen wir dem Ziel schon näher: Wohlstand für alle! Oh du heile Wohlstandswelt.

Nur am Rande, für die, die es noch nicht wissen: Auch im christlichen Glauben ist der Mensch ganz groß. Nicht, weil er sich ganz groß macht, sondern weil er seine Größe durch Gott empfängt. Gleichzeitig weiß der Mensch, dass er nicht überfordert wird: Du musst nicht größer sein als Gott. Du musst dich nicht erst selbst erschaffen.

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Nur am Rande: In Polen bekam ein Atheist, der im Koma lag, die Krankensalbung. Als er nun gesundet das in seiner Akte las, klagte er dagegen. Er hat Recht bekommen. Ob er nun die 21.000€ Schmerzensgeld zur Gesundung seiner finanziellen Lage auch bekommt, wird ein weiteres Gericht entscheiden: http://www.kath.net/news/43922 Schmerzensgeld – obgleich nichts gespürt – obgleich er dahinter wahrscheinlich keinen Sinn, eine nutzlose Handlung sieht – oder doch keine nutzlose Handlung? Schmerzen dürften ihm bereiten, dass er nun nicht weiß, ob er wegen der Krankensalbung gesundete oder aus eigener atheistischer Zufallskraft. Das sind echt Probleme, an der er sein Leben lang psychisch knabbern wird: Gibt es doch einen Gott, der mich gesunden ließ?

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