Rechtsextremismus und christlicher Glaube – sie passen nicht zusammen. Ich muss das aus aktuellem Anlass sagen, den ich hier jedoch nicht darstellen möchte. Rechtsextremismus, Nationalismus, National-Sozialismus, Faschismus, Rechtsradikalismus, Rassismus… und wie sie alle bezeichnet werden: Sie haben fundamentale Unterschiede zum Christentum.
- Christlicher Glaube leitet sich von Jesus Christus her – Jesus war Jude.
- Christlicher Glaube ist international: Menschen aus allen Völkern sind Brüder und Schwestern, sie gehören zur Familie Gottes.
- Christlicher Glaube sieht, dass jeder Mensch Würde hat – und entsprechend ist jeder Mensch würdevoll zu behandeln, er darf nicht erniedrigt werden… – jeder! Und darin unterscheidet er sich auch vom Kommunismus und Kapitalismus.
- Christlicher Glaube ist von Anfang an auf Kommunikation und Argumentation angelegt, das sehen wir an Jesus, an Paulus… Christen haben ein Fundament – aber das Fundament wird verbal weitergegeben, nicht mit Zwang.
- Christlicher Glaube tritt nicht martialisch, laut, dominant, gewalttätig und grimmig auf, sondern Hand reichend, freundlich, einladend, verbindlich – und zwar jedem gegenüber: Kommunisten wie Nationalsozialisten, anderen religiösen Gruppen und Religionen und sonderbaren Individuen, Atheisten wie den Menschen, die sich um Gott und die Welt keine Gedanken machen.
Es gab freilich immer auch Zeiten, in denen das Christentum als religiöse Ideologie agieren konnte, dass es Zwang ausübte, dass es mehr darauf aus war, seine Macht zu erhalten als die frohe Botschaft zu leben, dass es Menschen Würde nahm, dass Menschen im Wert unterschieden wurden… – gleichzeitig gab es immer (wenn zeitweise auch nur sehr wenig) Christen, die diesem Missbrauch des christlichen Glaubens entgegenstanden. Christen sind Menschen, die wie alle Menschen manchmal nicht so leben, wie sie sollten aber es gerne täten, indem sie Gottes Willen tun. Sie versagen mit Worten und Taten. Aber sie lassen es sich von anderen Menschen sagen, weil sie andere Menschen als Sprachrohr Gottes ansehen können. Aber sie versuchen, Gottes Wort zu verstehen – nicht den jeweiligen Zeitgeschmäckern zu Gefallen zu sein und ihnen nachzurennen.
Nun, in diesem Abschnitt geht es nicht um das Christentum – es geht um die unmögliche Vereinbarkeit faschistoider Weltanschauung mit dem christlichen Glauben. Christlicher Glaube muss vergewaltigt werden, um beides auch nur annähernd zusammenführen zu können. Man muss sagen: Entweder – Oder. Ein bisschen Christ, ein bisschen Faschist – das geht nicht.
Noch ein Wort zu Nietzsche: Ich mag Nietzsche, seinen Wortwitz und auch seine Wortgewalt und ebenso manche seiner philosophischen Gedanken. Gleichzeitig sehe ich in ihm keinen National-Sozialisten – aber seine Weltanschauung hat schon etwas extrem Faschistoides. Man mag das aus seinem Leben heraus zu verstehen suchen – aber dennoch: Man muss schon sehr stark apologetisch arbeiten, um das aus seiner Welt ausschließen zu können.
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