Dass der Mensch sich Gott erschafft, das hat Feuerbach den christlichen Kirchen entgegengehalten: Nicht Gott erschafft den Menschen, der Mensch erschafft Gott. Der Mensch macht sich also einen Gott, wie es ihm gefällt. Frei nach dem alten Griechen Xenophanes: Wenn Pferde Götterstatuen machen würden, sähen sie aus wie Pferde. Und das, was im Grunde ein Vorwurf war, das machen so manche heute zur Tugend: Erschaff dir einen Gott! http://www.pro-medienmagazin.de/medien/internet/detailansicht/aktuell/hacker-sucht-emreligionsstifterem/ Mach dir eine Religion wie sie dir gefällt! Und dann? Dann glaub an den von dir erschaffenen Gott. Der ist zwar reine Phantasie – aber man kann ja an ihn glauben. Und so erfreut sich der Mensch seiner großen Kreativität im Götter machen do-it-yourself. Feuerbach dreht sich freilich in seinem Grabe wie ein Propeller. Das hat er nicht gewollt. Aber er war ein Denker – und die ganzen kleinen Götterbastler sind eben keine.
Vielleicht sollten all die do-it-yourself-Götterbastler dennoch bedenken: Phantasiegötter können dann nicht helfen, wenn man sie wirklich benötigt. Virtuelle Götter versagen, wenn der Stecker gezogen wird.
Und was spricht für den christlichen Gott als tatsächlich existierendes eigenständiges Wesen? Er ist anders, als wir Menschen es uns wünschen. Er ist voll krass anders. Er ist eigenständig, Individuum, hat einen eigenen Willen, handelt wie er es für richtig hält – unter Berücksichtigung des Menschen, wenn er es für richtig hält, er ist der “Grund allen Seins” – diese Worte haben viele stolze Götterbastler noch nie gehört. Das heißt, dass eine gehörige Portion Unwissenheit, Naivität und Ahnungslosigkeit dazugehört, wenn man sich einen kleinen Glitzergott erschafft.
Da vielen ein solcher Gott nicht gefällt, denn sie haben ihn ja nicht gemacht und damit nicht als Sklaven in der Hand, machen sie sich eben einen do-it-yourself-Gott. Wir Menschen haben eine große Lust daran, alles künstlich zu erstellen: künstliche Blumen und Bäume, künstliche Aromen, künstliche Vogelstimmen, künstliche Düfte, künstliche Frauenpuppen und virtuellen Sex, künstliche Gefühle und also auch einen künstlichen Gott.
Ich halte mich lieber an das Original. Ich freue mich riesig, dass ich damit nicht allein bin. Und irgendwann werden die do-it-yourself-Gottmacher dem Original begegnen und werden dann höllisch erschrecken, dass sie mit ihrer kleinen Macht-Phantasie so daneben lagen.
Impressum auf www.wolfgangfenske.de