In der Zeitschrift „zeitzeichen. Evangelische Kommentare zu Religion und Gesellschaft“ wird das Thema Gender intensiver beleuchtet.
Christoph Raedel darf einen kritischen Beitrag schreiben – wird aber von Pro-Gender-Beiträge im Grunde erdrückt. Ellen Radtke wirft alle möglichen Kritikpunkte gegen Gender unter Hate-Speech ins Feld – um dann damit zu enden, dass HateSpeech in sozialen Medien massiv ist. Indem sie jegliche Kritik – auch sachliche – dem Hate-Speech zuordnet, macht sie genau das, was Gender im Grunde ist aber nicht sein will: zur Ideologie. Sie versucht Gender gegen Kritik zu immunisieren. Raedel zeigt schön auf, worin die Ideologie der Genderforschung besteht und fordert die Genderstudies dazu auf, mehr Selbstkritik zu üben. Das fehlt bei Ellen Radtke. Auch bei den Folgenden. Es geht nur um Apologie.
Man beachte somit zu diesem Thema auch das sonderbare Interview mit der Frau Theologie-Professorin Karle. Die Vorstellung, dass Gott den Menschen als Mann und Frau im traditionellen Sinne geschaffen hat, lehnt sie ab – um sich dann darüber zu freuen, dass die Natur der Frau ein Angebot gemacht hat: Kinder zu gebären, wobei allerdings die Vielfalt der Angebote der Natur zu beachten sei. Sie sieht, dass Mann und Frau unterschiedlich sind – und dass sie unterschiedliche Rollen haben. Nun, so mag man einwenden: Das ist nicht neu. Was ihre Genderinterpretation ausmacht: Mann und Frau sind anders (Geschlechterunterscheidung: Ja), haben unterschiedliche Rollen (Geschlechterordnung: Nein) – man soll sie nicht als solche wahrnehmen. Gleich aber verschieden – das sei bürgerlich. Dass die Genderfrage von vielen ihrer „Kolleginnen und Kollegen“ (sic!) als nicht relevant angesehen wird, nimmt sie wahr. (Dagegen hätte ich auch etwas: Dazu ist sie in der kirchlichen Landschaft zu unkritisch aufgenommen und gefördert worden. Die Genderfrage ist aus meiner Perspektive zu beachten, unbedingt – aber äußerst kritisch. Wie jede Ideologie.) Dann läuft es in dem Beitrag doch immer wieder auf die zu Recht zu betonende Frage hinaus: Gleiche Rechte für Frauen und Männer. Das ist das Thema. Aber dazu benötigt man Gender nicht. Darum bleibt Karle da auch nicht stehen, sondern sieht Gender als Weiterentwicklung feministischer Theologie an, und ist beglückt, weil eine Studentin beginnt, darüber nachzudenken, dass Geschlechterunterscheidung ein soziales Phänomen sei. Das ist das Schlusswort im Interview.
Claudia Janssen versucht die Kritik der Feministinnen an Gender kleinzureden und ich meine zu erkennen, wie sie Erfolge der Feministinnen auf die Fahnen der Gender_innen schreibt. Was nicht unbedingt zu einem Frieden beitragen dürfte. Auch hier: Kein bisschen Selbstkritik. Die unterschiedlichsten Gegner werden allesamt in einen Topf geworfen. Und das betrifft alle dieser von den Gender-Fan_innen dargelegten Beiträge. Man beachte auch die Sprache gegen die Kritiker. Das mag damit zusammenhängen, dass sie eben auch angegriffen werden – und sie sich nun pauschal verteidigen wollen. Aber so ein bisschen Selbstkritik, so ein bisschen ernst nehmen der Kritiker – das täte gut und würde vielleicht dazu beitragen, diese Richtung nicht als Ideologie anzusehen, die mit weltanschaulichem Impetus und Inbrunst verteidigt werden muss. Man kann sich natürlich aufgrund der Weltanschauung leisten, dass man die Gegner in einen Topf wirft, weil sie alle Männer sind bzw. Frauen, die männlichen Strukturen verfallen sind. Von daher sind rechts wie links, religiös wie nichtreligiös, Frau wie Mann, reich wie arm – alle in einen Topf zu werfen. Viele durch Männerstrukturen feindlich Gesonnene gegen die armen Gender_innen. Man will, dass die Leute beginnen differenziert zu denken – ist selbst dazu aber nur sehr begrenzt bereit.
Der Beitrag von Ines Kappert beschreibt den Werdegang der GenderGeschichte – im Grunde Feminismus. Und sie endet bei der Sprache, die verändert werden muss, weil sie die Unterschiede zwischen männlich und weiblich betont. Dann kommt sie im letzten Satz völlig grund- und sinnlos auf die AfD zu sprechen! „Sie (wer auch immer das ist, das wird nicht gesagt – entweder die Feministinnen oder „Unversehrtheit, Vielfalt und Einfühlungsvermögen“) widerstehen der Haltung, die auf Andersdenkende >Jagd< machen will, wie der AfD-Vorsitzende Alexander Gauland dies noch am Wahlabend in Richtung Angela Merkel ankündigte.“ Was hat das mit dem Thema zu tun? Wer macht hier >Jagd< auf wen in dieser Genderfrage? Gauland? Warum hat in einer Frage, die sachlich – aber einseitig – dargelegt wird, die AfD etwas zu suchen? Diese Fixierung mancher auf die AfD ist schon kurios. Und so fragt man sich als kecker Leser: Ist Merkel ein Prototyp der Feministinnen – wird sie aus diesem Grund von Gauland abgelehnt? Was will uns Kappert damit in den tiefsten Tiefen ihrer Überlegungen sagen?
Ich verwende für Gender auch den Begriff der Ideologie. Damit verfalle ich dem Widerspruch von Ellen Radtke, die Genderwahn, Genderismus und Gender-Ideologie den „feindbildkonstruierenden Begriffen“ zuordnet. Das ist aus meiner Perspektive jedoch nur dann ein Feindbild, wenn diese Begriffe nicht begründet werden. Und ich habe sie im Blog immer wieder begründet. Wie auch Christoph Raedel sie begründet. Mit eigenen Worten gesagt: Man versucht eine Idee gegen Kritik zu immunisieren, indem man sich nicht mit der Kritik auseinandersetzt, sondern den Kritikern vorwirft, in ihren männlichen Rollenstrukturen zu verharren, um ihre Macht zu bangen. Davon infiziert sind natürlich auch die Gegnerinnen, die männliche Strukturen mit der Muttermilch gesaugt haben. Dazu gehören auch alle Wissenschaftler, von Biologen bis hin zu Soziologen, die die Bipolarität betonen usw. usw. usw. Aus wissenschaftlicher Sicht gesehen: Das ist schon krass.
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