Christen verändern die Welt (6): Arbeit und Wirtschaft

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Schmidt schreibt in seinem Buch Wie das Christentum die Welt veränderte im 9. Kapitel über die Arbeit.

In der heidnischen Antike war körperliche Arbeit Sklavensache, sie erniedrigte den Freien. Der freie Mann arbeitet nicht körperlich, das ist unter seiner Würde. Arbeit hat keine Würde. Das änderte sich durch die Christen: Jesus war Zimmermann, Paulus war Zeltmacher – und in den Schriften des Neuen Testaments gibt es Texte, die sich dafür einsetzen, dass der Mensch zu arbeiten hat. Und diese Sicht wurde weiter tradiert: Würde der Arbeit, Schande der Faulheit. Und weil Christen sich nicht scheuten, freiwillig zu arbeiten, verdienten Christen oft Geld und wahren wohlhabender als andere. In sämtlichen Klöstern wurde Arbeit als wichtig angesehen. In der Reformationszeit wurde Arbeit nicht nur als etwas angesehen, das Gott gerne hat, sondern man wurde zu seinem Beruf berufen. Nicht nur Priester wurden berufen, sondern sogar Mägde wurden von Gott berufen, ihre wichtige Arbeit zu tun. Alle Arbeit ist gleich wertvoll. Diese Sicht führte in unserer Kultur dazu, dass es nicht nur Reiche und Arme gab sondern dass sich auch ein Mittelstand herausgebildet hat.

Jesus sagte, dass der Arbeiter seines Lohnes Wert ist. Und das war keinesfalls üblich, dass der Arbeitende gerecht entlohnt wurde. An diese jesuanische Regel haben sich auch viele Christen im Laufe der Geschichte nicht gehalten, so dass sicher auch Jesus nichts dagegen gehabt hätte, dass Gewerkschaften gegründet würden, die den Arbeitern zu ihrem Lohn verhilft.

Es wird in dem Buch die Sicht des Soziologen Max Weber dargestellt, laut der gerade der Calvinismus eine besondere Arbeitsethik hervorgebracht habe. Calvin ermöglichte das Zinsnehmen, gleichzeitig waren viele Calvinisten sehr genügsam und harte Arbeiter, weil am Erfolg die Nähe zu Gott gemessen werden konnte und mit der Arbeit werde Gott geehrt. Dadurch verprasste man nicht sein Geld, sondern legte es an, um seinen Kindern eine erhöhte gesellschaftliche Position zu ermöglichen. Schmidt sieht jedoch nicht allein den Calvinismus als Grundlage der Arbeitsethik an, sondern Christen insgesamt, denn die Betonung der Arbeit als Pflicht der Christen hat sich durch die gesamte Kirchengeschichte hindurchgezogen. Ob nun moderne Europäer oder Amerikaner das wissen oder nicht: Diese Arbeitsethik ist es, die Europa und Amerika groß gemacht hat. Und: All das führte zur Herausbildung eines Finanzmarktes.

Eng mit der Arbeit und dem damit erworbenen Eigentum, ist die Freiheit zu sehen: Ohne Recht auf Privateigentum gibt es keine persönliche Freiheit. Und wer den Menschen dieses Recht nimmt, nimmt ihnen die Freiheit. Mit Blick auf das Thema kritisiert Schmidt kommunistische und faschistische Vorstellungen. Beide versuchen das Recht auf Eigentum zu nehmen und das geht nur auf Kosten der individuellen Freiheit. Christen gehen anders vor: Sie werden angehalten, freiwillig zu teilen. Und dann bricht er eine Lanze für die soziale Marktwirtschaft. Er geht auf amerikanische Traditionen ein, die ich an dieser Stelle überspringe.

Auf wenigen Seiten geht er auf die Frage der Zeit ein: In der Antike hatte man ein zyklisches Zeitverständnis. Das jüdisch-christliche Zeitverständnis unterscheidet sich davon grundlegend, es ist linear. Es wiederholt sich nicht alles, sondern es geht in die Zukunft auf ein Ziel zu. Und dieses Zeitempfinden führte zusammen mit den Gebetszeiten in den Klöstern dazu, die mechanische Uhr zu erfinden. “Dieses Wissen um die Begrenztheit der Zeit spornte die Christen dazu an, das Beste aus ihrer Zeit zu machen, religiös wie wirtschaftlich.”

Fortsetzung folgt, ebenso werde ich am Schluss der Darstellung das Buch insgesamt beurteilen. Als ich dieses Kapitel las, musste ich daran denken, dass wir mit dem Flüchtlingsstrom auch Menschen ins Land bekommen, die in einer Kultur aufgewachsen sind, die solche Vorstellungen von Arbeit nicht haben. Und so können wir so manche Männer beobachten, die es als unter ihre Würde ansehen, körperlich zu arbeiten – das ist Frauensache…

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