Gott erschafft die Blumen – farbenreich, und erschafft das silbern glitzernde Meer. Gott erschafft die quirligen Tiere, Das Leuchten der Sterne in der Nacht. Gott erschafft die schönen Menschen, Am blauen Himmel ziehende Wolken und Regentropfen. Gott erschafft das befreite Lachen in Gesichtern.
Und du, Mensch?
Er bekämpft sich selbst. Er bekämpft andere. Er vernichtet. Er erniedrigt. Er grenzt ein. Überhebt sich stolz über Gott.
Spannend ist es Mensch zu sein Traurig-schön o Gott des Lebens Du Gott der Zukunft
Wie schön ist alles. Schönheit der Schöpfung. Durchlöchert von den Larven des Bösen. Schöpfung leidet und klagt. Leiden und klagen und zittern: Mensch und Tier unter Mensch und Tier, Mensch und Tier unter Naturgewalten. Die Schöpfung wartet auf dich, Gott. Dass du vollendest die Schönheit in Herrlichkeit.
In Deinem Licht, Gott, sehen wir das Licht. In Deinem Licht sehen wir das Morgenlicht. Das Morgenlicht – ein wunderbares Gleichnis für Deine lichte Anwesenheit nach dunkler Nacht. Es lässt uns danken für Deine Nähe in der Nacht.
In Deinem Licht, Gott, sehen wir das Licht. In Deinem Licht sehen wir das Mittagslicht. Es lässt uns innehalten, zu Dir aufblicken. Dankbar für die vergangenen Stunden des Tages, vertrauend für die kommenden Stunden des Tages.
In Deinem Licht, Gott, sehen wir das Abendlicht. Die Kerze, die ein wenig Licht in die Dunkelheit bringt. Sie spiegelt die funkelnden Sterne wider. Bis Du selbst in der tiefsten Nacht, in unsere Herzen kommst, sie beruhigst, sie füllst mit Deiner Gegenwart.
Wie der Glaube aus Gottes Licht heraus erkennt, dass die Vögel mit ihrem Morgengesang Dich, Gott, loben, so sehen wir in Deinem Licht, Gott, alle Lichter, alles Leuchten, alle Farben Deiner Schöpfung. Alle Lichter loben Dich, Gott, alles, was unser Leben hell macht.
* Auch die künstlichen Lichter, die unser Leben erleichtern loben Dich, lassen uns Dich mit hellem Herzen loben, die wir in ihrem Licht in Deinem Segens-Wort lesen. Sie nehmen Furcht auf dem nächtlichen Gang, in deren Licht leben wir freundschaftliche Gemeinschaft.
Gott hat die Welt erschaffen, weil er die Welt wollte, den Menschen als ein Gegenüber in Freiheit, ein Gegenüber, das nicht er selbst ist.
Gott will uns neu schaffen, weil er uns Menschen will, uns als Gegenüber in freier Heiligkeit, ein Gegenüber, das nicht er selbst ist, aber ihn im Geist Jesu Christi liebt.
Wir können jeden Tag zu einem besonderen Tag machen: Eine Ecke im Zimmer verschönern, um die Beziehung zu Gott zu vertiefen, beginnen zu singen, zu malen, zu turnen, was auch immer an Gutem, beginnen, ein Tagebuch zu schreiben mit schönen Erlebnissen, beginnen, Beziehungen zu einem oder weitere Menschen zu schmücken, beginnen, auf den Gesang der Vögel, das Brummen der Insekten zu achten, beginnen, aufgeblühte Blüten am Tag zu begrüßen, beginnen, zu den ziehenden Wolken und Sternen aufzuschauen, beginnen, ein altes Gebet zu erinnern, ein Herzensgebet zu formulieren, beginnen, die Not anderer Menschen wahrzunehmen. Wir können jeden Tag zu einem besonderen Tag machen. Der wichtigste Tag: der Tag, an dem wir damit beginnen.
In allen Städten, Dörfern, Landen gibt es Zeugnisse des Glaubens. Versteckte Zeugen oder deutlich vor Augen liegend: Gebäude, Straßennamen, Kunstwerke, Bücher, Friedhöfe. Auch die wunderbare Schöpfung ist Zeuge für Gott. Und Menschen – natürlich: und viele Menschen.
Fronleichnam ist aus meiner protestantischen Sicht ein katholisches Fest, das besonders die Natur im Blick hat. Der Schöpfer wird seiner Schöpfung nahe gebracht. Gott – Jesus Christus als der präexistente Schöpfungsmittler – hat es nicht nötig, vom Menschen seiner Schöpfung nahe gebracht zu werden. Aber der Mensch hat es nötig, sich dessen bewusst zu werden, dass er ein Teil dieser wunderbaren – aber gefährdeten – Schöpfung Gottes ist.
Was bedeutet Fronleichnam? Möglicherweise kommt es von den Worten vrone licham (die Buchstabenakzente bekomme ich nicht hin) = Herrn Leib = Leib Jesu. Der Leib Jesu – der Leib und das Blut des Abendmahls, die gewandelte Hostie und der Wein = der gegenwärtige Jesus Christus – wird in einer Prozession durch die Landschaft geführt – eine Art Flursegen, das heißt: keimende, wachsende Pflanzen und Tiere sollen in diesem Jahr unbeschadet bleiben. In den Gaben der Natur – Brot und Wein – die Anwesenheit Jesu Christi.
Das heißt: Der Schöpfer ist nicht nur für den Menschen da, sondern für die Schöpfung, von der der Mensch ein Teil ist, in der der Mensch lebt.
Das ist mehr noch als das Erntedankfest. Auch das Erntedankfest hat mit Natur zu tun, aber stärker mit der Natur, die für den Menschen Nutzen bringt, für die er dankbar ist, weil er nicht hungern muss, den Winter übersteht. Heute freilich weitergeführt stärker losgelöst von der Natur: dankbar dafür, dass wir das Lebensnotwendige haben. (Dankbar für das Lebensnotwendige! – der Überfluss, den wir heute leichtsinnig vergeuden kann nicht dankbar machen, sondern eher das Gewissen berühren: Werden wir schuldig?)
Fronleichnam – manchmal magisch verstanden – gedeutet. Aber das Fest kann auch aus protestantisch-christlicher Perspektive gedeutet werden – wie soeben geschrieben: Ich als Mensch und Gemeinde werde mir bewusst, dass ich zu den Geschöpfen Gottes gehöre, wie eben alle Schöpfung – und Gott hat mich in sie hineingestellt, damit ich ihr durch Jesu Christi Liebe zum Segen werde.
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Ähnliches gilt auch für die vielen Fronleichnamszüge in der Stadt: Sich bewusst werden, ich bin Teil dieser Stadt. Jesus Christus hat mich hier hinein gestellt, damit ich ihr zum Segen werde. Denn er will sie segnen, will sie zu einem Ort des Lebens gestalten, an dem sein guter Wille wirkt. (2022)