All diejenigen, die Clintons Sieg herbeireden wollten, versuchen sich nun daran zu erklären, warum Trump dennoch gewonnen hat. Darf man diesen Herrschaften jetzt mehr politische Klugheit zutrauen als vor der Wahl?
Ich denke, wir müssten unterscheiden: Nicht der Journalismus hat den Draht verloren – es gibt viele, viele Lokaljournalisten, die wissen, was in der Gesellschaft abgeht, wenn sie nicht ideologisch verblendet sind. Aber diese werden weniger wahrgenommen als ihre Kolleginnen und Kollegen im Fernsehen, im Radio, in den Internet-Medien (spiegel-online usw.). Und der WiWo-Artikel bezieht sich auch auf den stern: http://www.stern.de/politik/us-wahl/kommentar-zum-sieg-von-donald-trump–wahnsinniger-westen-7141118.html Aber auch hier wieder: Es ist Erziehungsjournalismus: wir müssen liberale Werte verteidigen…
Bislang fehlten mir immer die richtigen Zuordnungen für Phänomene der Gegenwart. Diese ganze Frage der Political Correctness ist keine des Kommunismus, keine des Kapitalismus, keine des Konservatismus usw. – wie ist sie einzuordnen? Ich lese zurzeit das Buch von Marcello Pera: Warum wir uns Christen nennen müssen. Plädoyer eines Liberalen. Es ist der Liberalismus, der auch gleichzeitig versucht, die Religionen zu verdrängen bzw. vor allem das Christentum, weil dieses als großer Gegner seit Beginn auf seine Fahnen geschrieben wurde – zumindest bei einem Teil der Vertreter. “Der säkulare Staat ist nicht leer… Das bedeutet, dass der liberale Staat sich keine gegebene religiöse oder umfassende Lehre zu eigen macht…, sondern eine eigene Religion oder umfassende Lehre.” (38) Mit Liberalismus wurde bei uns immer die FDP verbunden – und damit das Thema Wirtschaftsliberalismus. Aber dass unser gesamtes System im Augenblick vom Liberalismus dominiert wird, lässt deutlich werden, warum die FDP ins Nichtssagende rutschte: Die anderen Parteien und Gruppen haben ihre Weltanschauung zu eigen gemacht, sodass die FDP gar nicht mehr benötigt wird. Wer sind jedoch die treibenden Kräfte des Liberalismus in unserer Zeit? Das sind Medien. Manche von ihnen kommen im großen Pathos der Neutralität daher und sind doch nur Vertreter des Liberalismus. Wie kann man nur meinen, dass der Liberalismus neutraler ist als eine Religion? Er ist eine Form der Weltanschauung neben vielen. Nur eine Form. Ihr haben wir manches Gutes zu verdanken – aber das gilt für alle Weltanschauungen: Wenn er sich wie ein grauer Schimmelpilz über alles legt, dann wird die Gesellschaft krank. In dem genannten Buch wird dargestellt, dass Kant, Locke, Jefferson – alle davon ausgegangen sind, dass der christliche Glaube auch die Grundlage des Liberalismus seien, weil ohne die Grundlage, dass der Mensch Kind und Ebenbild Gottes ist, der Liberalismus “die fundamentalen und universalen Rechte der Menschen nicht aufrechterhalten (kann), noch kann er hoffen, daß die Menschen in einer liberalen Gesellschaft zusammenleben können.” (54) Der Autor kommt zum Schluss dieses Abschnitts darauf: “Liberalismus und Christentum sind artverwandt.”
In Bananenrepubliken kann man einen Machtwechsel nicht ertragen. Gut, dass Obama und Clinton die USA nicht zu einer Bananenrepublik verkommen ließen.
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Demokratie ist schwer – zu Steinmeier: http://cicero.de/berliner-republik/nach-trumps-wahlsieg-steinmeier-ausser-rand-und-band Ich wunderte mich gestern ja auch – über unseren Chefdiplomaten. Mal sehen. Nun geht er in die Türkei – und wird von Erdogan geläutert wiederkommen? Bislang wurden, soweit ich mich erinnern kann, alle Besucher Erdogans handzahm.
Steinmeier über seine Trump-Sicht: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/frank-walter-steinmeier-hofft-auf-klarstellungen-von-donald-trump-a-1120658.html In dem Interview wird auch gesagt, dass jetzt viele Angst haben vor einem Krieg. Diese Angst wurde meines Erachtens von den Medien geschürt. Und der Kalte Krieg, der in den letzten Jahren immer stärker angefacht wurde, der scheint den Menschen noch gar nicht bewusst geworden zu sein. Ist vielleicht auch gut so. Aber jetzt gilt auch für Medien: Deeskaliert, was Ihr aufgebauscht habt, damit den menschen Ängste genommen werden.
Gibt es angesichts dieser Erkenntnis auch eine kritische Reflexion der eigenen fehlerhaften Politik? Freilich kann Trump zum Einiger Europas werden – aber was ist das für eine europäische Einigung, wenn die Fehler noch so massiv vorhanden sind, wenn sie nicht revidiert werden? Die „Rechtspopulisten“ im eigenen Land bekommt man so nicht weg. Im Gegenteil: Fortgeführte falsche Politik macht sie stärker und wird dann auch bald diese Regierungen samt ihrer EU-Führung fortschwemmen.
Es ist schon kompliziert – es findet eine Machosisierung der Politik statt. Weltweit. Darüber hinaus eine Nationalisierung – China hat im Grunde damit angefangen: Was uns die anderen sagen, das ist uns völlig egal – wir machen unser Ding. Kleinere haben es aufgegriffen, wie Erdogan. Aber auch Putin streckenweise. Aufgrund fehlerhafter Politik wird aber nun Europa isoliert.
Es ist spannend zu sehen, was so der Zeitgeist ist – wie er in der Geschichte am Werk ist und zwar weltumspannend. Und es ist schlimm zu sehen, wie er sich entladen könnte. Noch haben wir ein wenig Zeit – aber kann man das ändern?
Wir haben viele verschiedene Ebenen des Seelenlebens gleichzeitig:
Fragen, Zweifel, Angst/Sorge, Klage.
Je tiefer die Ebenen, desto mehr tritt der Glaube zum Vorschein:
Glaube, Freude, Geborgenheit, Einheit mit Gott in seinem Geist.
Manchmal lebt unsere Seele auf der oberflächlichen Ebene der Fragen, des Zweifels, manchmal gräbt sie tiefer und lebt trotz Fragen und Klagen getragen von Geborgenheit und Dank.
Ich frage mich, was spiegel-online an bento findet. Die Themen sind häufiger recht eigenartig – eine Art Werbung für die Sexualisierung der Gesellschaft. So steht unter diesem Beitrag Werbung für die Themen: „Wie es ist, wenn Freier nur nerven“, „Warum YouPorn jetzt feministische Pornos zeigt“ „Meine erste Sexparty: Und es hat Boom gewmacht“… dann noch Justin Bieber und Cannabis… Nun davor finden wir eben das: Die Unschuldigen 2016ner, die die Politik nicht mehr verstehen – die „wir“, die gegen alle möglichen als rechts eingeordnete Parteien sind.
Dass die EU die Türkei kritisiert – noch sehr zahm, angesichts der üblen Zustände dort – hörte man in der Tagesschau. Ebernfalls wurde dort gesagt, dass die Türkei die Kritik der EU als nicht konstruktiv bezeichnet habe. Für die Erdogans ist nur das konstruktiv, was die Erdogans bestätigt und sich ihnen unterwirft. Mal sehen, wann die EU wieder einmal einknickt – konstruktiv im Sinne der Türkei.
Was will uns das sagen, dass von allen größeren christlichen Gruppen in den USA über 50% Trump gewählt haben? 52% Katholiken, 60% Protestanten, 81% Evangelikale (Baptisten usw.). Darüber dürfen wir auch im so linksliberalen christlichen Deutschland nicht hinweggehen. Das hängt auch mit Mike Pence zusammen, dem designierten Vizepräsidenten. Es ist alles komplizierter, als es sich Otto und Ottilie Kleinchrist so vorstellen: Trump wurde auch in Staaten gewählt, die vorher für Obama votiert hatten. So einfach ist die rassistische/evangelikale/abgehängte Karte nicht auszuspielen. http://www.pro-medienmagazin.de/gesellschaft/kirche/detailansicht/aktuell/so-reagieren-vatikan-und-ekd-auf-trumps-sieg-98240/
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Der Vatikan gratulierte natürlich auch zur Wahl. Auch hier dürften so manche Steine vom Herzen gefallen sein, denn das, was Clinton an Unchristlichem vertrat, kam nicht gut an: http://www.kath.net/news/57408
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Alle maßgeblichen Christen sehen, dass man für die Politiker beten soll, damit sie zum Wohl der Menschen regieren, dass sie nicht spalten, sondern zusammenführen.