Es ist gut, dass sich Dunja Hayali gegen Hasskomentare wehrt: http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/dunja-hayali-rentner-wegen-hetze-auf-facebook-gegen-moderatorin-verurteilt-a-1144091.html
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Was ich nicht gut finde: Ich hörte im Radio eine Nachrichtensendung und in dieser wurde zustimmend die Meinung eines anonymen Netznutzers verwendet. Ich finde, unsere öffentlich-rechtlichen Medien sollten die anonymen Kommentatoren nicht unterstützen. Es sollte nur die Meinung genannt werden, zu denen die Leute auch stehen – und das sind eben die Meinungen mit Klarnamen. (Ich weiß – auch das kann gefälscht sein. Aber erkennbarer Anonymität sollte nicht Vorschub geleistet werden.)
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Die AfD-Fans sind wieder massiv unterwegs – ach so, es sind Gegner, die massivst Werbung für die AfD machen: Petry hier Gauland dort, Höcke und alle möglichen Lokalpatrioten als Nazi – die AntiFans überschlagen sich in ihrer Begeisterung, endlich wieder Lebenssinn darin zu finden, den AfD-Weltuntergang bekämpfen zu dürfen. Tiefrotschwarze Blöcke werden in Köln befürchtet, also edle Kampfesritter gegen den bösen AfD-Dämon, dazu alle guten Menschen der Republik versammeln sich in Köln, um den Antichrist – äh, den Antidemokrat schlechthin zu bekämpfen: Manche in den Kirchen, Gewerkschaften, Medien, Parteien, Netzwerker noch und nöcher… – sind in hellster Aufregung! Und was machen sie damit? Werbung für die AfD. Und wenn die tiefrotschwarz-blöckigen Kampfesritter in Köln dann noch die Polizei bedrängen und Polizisten bekämpfen, die die Demokratie beschützen und Bürger verletzen und ihnen materiellen Schaden zufügen – bin mal gespannt, ob bei den nächsten Wahlumfragen die AfD wieder zunimmt, obgleich sie sich selbst zerfleischt. Zunimmt? Ja, weil die AntiFans wieder einmal massivst Werbung für sie machen.
Die beste Politik gegen die AfD – und das sage ich seit Monaten – ist gute Politik der Regierung. Wenn die ausbleibt – bekommt die AfD Zuwachs (vorausgesetzt die AfD ist eine Einheit) – und wenn gute Politik gemacht wird – verliert die AfD. Das ist alles ein ganz normaler demokratischer Vorgang. Das weiß die CDU und das weiß die SPD. Von daher gestalten sie ja ihre Wahlpolitik entsprechend. Die SPD will die Linken AfD-Fans gewinnen, die CDU will die rechten AfD-Fans gewinnen. Und das ist auch gut so, denn die beiden großen Parteien wollen Volksparteien bleiben – und keine ideologisch-politischen Klüngel. Und die AfD tut das Ihre in diesem ganz normalen demokratischen Kräftemessen.
Ich schrieb am 4. Dezember 2016:
Übrigens: Unsere Medien müssen das auch lernen. Österreich darf ihnen ruhig eine Warnung sein, ob Hofer nun gewählt wird oder nicht: Die Österreicher waren uns ein Stückchen voraus, was die FPÖ betrifft. Lassen wir bei uns noch ein paar Jährchen ins Land gehen, dann wird die AfD stark wie die FPÖ – falls es der CDU nicht gelingt, wieder Politik im Sinne der Konservativen zu machen (und die AfD keine groben Fehler macht). Merkel versuchte der SPD und den Grünen Leute wegzufischen – und hat dabei die eigenen vergessen. Vielleicht schafft sie es mit ihrem Team ja wieder, auch diese einzufangen. Wenn nicht: Blüht unserem Land die AfD. So einfach ist das. Da hilft kein Weh und Ach und kein Anti-AfD-Fanatismus. Es hilft nur gute Politik.
Und wie sieht es nun nach vier Monaten aus? Merkel hat mit ihrem Team die Politik geändert – zumindest liegen Versuche vor, die verbal massivst begleitet werden. Das hat eben zur Folge, dass die AfD schwächer wurde und die CDU stärker. (Wobei die CDU noch ein Glaubwürdigkeitsproblem hat: Wird sie das auch umsetzen, was sie groß ankündigt?) Die SPD versucht es auf ihre Weise – Thema „Gerechtigkeit“ – was aber noch nicht so richtig nachhaltig zieht. Das wiederum hat zur Folge, dass es in der AfD kriselt. Politik kann ganz einfach sein. Und Fanatiker? Die werben für die AfD – und merken es nicht einmal. Und was machen sie noch? Sie werfen denen, die nicht aggressiv gegen die AfD vorgehen, vor, AfD-Verharmloser zu sein. Auch das ist in der Geschichte immer wieder erkennbar: Extreme schaukeln sich gegenseitig hoch und versuchen Menschen in allen Bereichen, die differenzierter denken, in den Strudel des Extremismus hineinzuziehen. Dadurch wird die Gesellschaft gespalten – und geht den Bach runter, weil sie bald nur noch aus sich bekämpfenden Extremen besteht. Ein normales menschliches Miteinander ist nicht mehr möglich, weil die Ideologie Scheuklappen aufsetzt. Extreme fühlen sich dabei sogar noch gut – weil sie sich damit im Recht fühlen, denn die Gesellschaft geht in ihren Augen nur den Bach runter, weil der Gegner so ein böser Extremist ist. Ich weiß, das ist wieder zu kompliziert gesagt. Aber wer verstehen kann, der versteht, was ich meine.
Plakativ gesagt für diejenigen, die es gerne plakativ haben:
Man muss die Mitte stärken, um die Extreme zu bekämpfen.
Man bekämpft nicht die Extreme, indem man die Mitte schwächt.
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