Es ist gut, dass in der CDU über ein Islamgesetz diskutiert wird: http://www.bild.de/politik/inland/cdu/will-ein-islam-gesetz-51109758.bild.html Ich denke nur, es wird keine Chance haben. Denn: Gibt es ein Gesetz, speziell auf eine Religionsgruppe zugeschnitten?
Konkret soll darin festgelegt werden:
►der Vorrang deutscher Gesetze vor islamischen Glaubensvorschriften
►der rechtliche Status der muslimischen Organisationen und Moschee-Vereine
►ein Verbot einer Finanzierung von Moscheen aus dem Ausland
►ein Anspruch auf muslimische Seelsorger in Gefängnissen, Krankenhäusern und Pflegeheimen
►das Recht auf islamische Bestattungen.
Klöckner fordert auch ein Moschee-Register: es soll bekannt werden, wie viele Moscheen es überhaupt in Deutschland gibt, wer sie finanziert und wer der Träger ist.
- Der erste Satz ist selbstverständlich. Von daher – wie sollte ein solches Gesetz formuliert werden?
- Der zweite Satz ist zu diskutieren – wird mit anderen auf ein paralleles Gesetz zum Kirchen-Staatsvertrag zulaufen.
- Den letzten Satz halte ich für fragwürdig, weil das aus Bürgersicht eine Art Rassismus ist: Verstorbene fromme Muslime sollen nicht mit Ungläubigen in einem Boden liegen. Ein Recht auf islamische Bestattungen würde zudem auch bedeuten, dass man die Bestattungsforderungen für Einheimische lockern muss – gleiches Recht für alle.
- Der Anspruch auf muslimische Seelsorger – haben sie so viele? So genannte Import-Imame, die von einem anderen Staat finanziert werden, die entsprechend auch die Ideologie des Staates unter den Muslimen in Deutschland verbreiten – kann das rein rechtlich verboten werden? Zudem muss eine Moschee-Steuer (parallel zur Kirchensteuer) eingeführt werden, wenn der Islam in Deutschland nicht insgesamt aus Steuermitteln finanziert werden soll. Nur: Wie ist das zu bewerkstelligen, da Moscheegemeinden sehr zersplittert sind. Zudem hat der Islam die Sitte, Steuern von Ungläubigen zu erheben – nicht von den Gläubigen. Übrigens finanzieren sich außerkirchliche chrstliche Gruppen auch selbst.
- Was die Forderung von Klöckner betrifft: Ist das nicht selbstverständlich, dass der Staat das weiß? Wenn das schon nicht kontrolliert werden kann, wie soll das in Zukunft laufen? Sollen alle nicht registrierten Moscheen geschlossen werden?
Eine Diskussion kann vielleicht hier und da weiterführend sein, denn der Staat signalisiert damit auch für alle, die es nicht kapiert haben oder nicht kapieren wollen, wie unser Land tickt. Aber ob es diejenigen, die nicht kapieren wollen, überhaupt juckt, dass ein solches „Gesetz“ existieren wird? Der Staat muss es durchsetzen. Ist er dazu gewillt?
Der Islam in unserem Land muss diskutiert werden, damit wir nicht vor vollendete Tatsachen gestellt werden – und dann gibt es kein Zurück mehr. Die Parallele „Kirche“ ist nur bedingt ein Handlungsmaßstab, da der Islam vollkommen anders tickt (Sunniten, Ahmadiyya, Schiiten, Sufis, Türkische Sunniten, arabische Sunniten, Kurdische Sunniten, Afrikanische Sunniten, Liberale Muslime…).
Der Islam muss diskutiert werden. Im Augenblick sind Politik und Gesellschaft der Hase – der Islam ist die Igel. Politik reagiert – statt zu agieren. http://www.grimmstories.com/de/grimm_maerchen/der_hase_und_der_igel
Ich lese soeben: http://www.focus.de/politik/deutschland/forderung-aus-union-schnapsidee-vorschlag-zu-islamgesetz-stoesst-auf-breite-ablehnung-auch-in-cdu_id_6877351.html – und bin versucht zu sagen: Wenn Ruprecht Polenz dagegen ist, dann muss man dafür sein. Aber leider ist es dieses Mal so einfach nicht. Von daher: Es muss darüber diskutiert werden. Auch wenn nun die übliche Methode der Totschlagargumente angeführt wird. Es ist Wahlkampf! Die Keulen werden herausgeholt – und damit wird auch das eine oder andere Wichtige gekeult werden.
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Das ist natürlich fies: Da schreibt einer über Moscheen und über das, was er dort gehört bzw. gelesen hat – und er überlässt die Deutung nicht denen, die sich Experten nennen! http://www.achgut.com/artikel/was_erlauben_constantin_schreiber_kein_moscheen-diskurs_ohne_lamya_kaddor Frage, bevor Du etwas veröffentlichst, vorher immer den Imam oder andere Muslime Ihres Vertrauens befragen! Das nennt man dann islamische Meinungsfreiheit? Nein. Aber den Eindruck bekommen manche angesichts des genannten Beitrags.
Aus dem Beitrag folgendes Zitat, das von Kaddor stammen soll:
Mit welcher Expertise bewertet er diese Ergebnisse? Aus seinen Erfahrungen, das reicht zumindest für eine narrative Reportage. Aber es reicht nicht, um zu wissen, wie Moscheedidaktik funktioniert, es reicht nicht, um Islamische Strömungen zu kennen, es reicht nicht, um soziologische Prozesse zu beurteilen. Wieso hat man keinen einzigen muslimischen Theologen, Religionspädagogen, Soziologen befragt, der für eine sachliche Herangehensweise an dieses wichtige Thema steht?
Darf man von ihr auf alle Muslime schließen, die sich als liberal ansehen? https://www.tichyseinblick.de/kolumnen/spahns-spitzwege/ueber-die-legende-vom-liberalen-islam-der-lamya-kaddor/ Wie an dem Zitat zu sehen: Sie versucht einen Spagat – aber der ist schwer – und scheint sie zu überfordern.
Ich selbst bin hin und her gerissen: Ist es nicht gut, wenn Muslime eine liberale Privatreligion verbreiten? Vielleicht schaffen sie es ja, den einen oder die andere vom Humanen zu überzeugen. Man darf ihnen nur nicht glauben, dass das der Islam sei. Zudem besteht die Gefahr, da der Islam ja nicht im Koran und der Sunna verankert ist, dass die Vertreter schnell umschwenken wenn sie ihren Privatislam nicht argumentativ vertreten können.
Ich fordere ständig, dass aus Koran und Sunna ein humaner hermeneutischer Schlüssel gewonnen werden muss, sonst können Muslime weltweit nicht überzeugt werden. Es genügt nicht, einen christlich, aufgeklärten, liberalen usw. Privatislam oder Euro-Islam zu propagieren – er muss theologisch sauber aus den genannten Schriften herausgearbeitet werden, damit Muslime weltweit das akzeptieren können. Alles andere ist zwar angenehm – letztlich aber nicht hilfreich. Zumindest nicht weltweit.
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Was die Grünen betrifft, sollen sie angeblich in Panik geraten: http://www.focus.de/politik/deutschland/interne-panik-mail-aufgetaucht-bei-den-gruenen-liegen-die-nerven-blank_id_6874389.html Sollen solche Infos Mitleidswählerinnen auf den Plan rufen?
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