Bestimmte Affenarten haben so etwas wie Moral. Sie verhalten sich zum Wohl der Gruppe. Wenn die Gruppe nicht in Auseinandersetzung mit anderen steht, zoffen sich die Mitglieder gegenseitig; wenn sie sich mit Außenstehenden zoffen, dann rücken sie in der Gruppe zusammen.
So soll das auch ursprünglich in der Entwicklung des Menschen gewesen sein. Als jedoch die Menschengruppe immer größer und unkontrollierbarer wurde, mussten sie eine Möglichkeit der Kontrolle finden, und das war dann ein höheres Wesen. Die Folge klingt nach Feuerbach: “Es war nicht Gott, der uns die Moral beigebracht hat, sondern es war eher umgekehrt. Wir haben Gott zu einer moralischen Instanz gemacht, damit er uns hilft, so zu leben, wie wir es für richtig halten.” (Frans de Waal, PM 4/2016,49)
Nun, man erwartet von einem Forscher, dass er die Forschung im Blick behält. So sollte auch ein Naturforscher die Religionswissenschaft im Blick behalten. Solche Worte sind nur mit Blick auf den jüdisch-christlichen Glauben begründbar – und der steht am Ende der Entwicklung der Religionen.
Die Götter der Griechen und der Römer, auch andere Götter in anderen Religionen, so in hinduistischen Strömungen, sind nicht gerade für ihre Moral bekannt. Diesen Fehler hat übrigens auch Sigmund Freud gemacht, wenn er das Gewissen/Über Ich mit dem Vatergott in Beziehung setzt. Der Vatergott ist spezifisch für den christlichen Glauben (auch wenn andere Götter als Vater angesprochen werden). Zwischen den Menschenhorden vor 2 Millionen Jahren Homo erectus / 200.000 Jahren Homo sapiens sapiens / seiner Entwicklung um 40.000 vor Christus und dem Judentum vor 3200 Jahren hat sich eine ganze Menge religiös getan, so dass eine solche einfache Zuordnung nicht verständlich – gar unbegründet ist.
Zudem ist diese Beobachtung aus der christlichen Sicht anders zu verstehen: Gott hat im Menschen das Wissen um seiner selbst angelegt. Und dieses Wissen wurde je nach Fähigkeit des Menschen in den unterschiedlichsten Religionen und den moralischen Vorstellungen unterschiedlich zum Ausdruck gebracht aber auch bekämpft.
Letztlich wissen wir durch Jesus Christus, der in den Schriften des Alten Testaments erzogen worden war, was angesichts des Wustes, der in Menschen angelegten und interpretierten moralischen Vorstellungen, klar und deutlich sagte, was Gott will.
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Noch ein Aspekt wird angesprochen. Bei einem Test wurde deutlich, dass Menschen, die vorher mit dem Thema Gott konfrontiert wurden, spendabler waren als diejenigen, die nicht damit konfrontiert worden waren. Und dann wurde Gott ersetzt durch Staatsbürger bzw. Gericht – und die Leute waren ebenfalls spendabler.
Klasse! Also, schauen wir uns doch einmal in unserer Gesellschaft und in anderen Kulturen so um und schauen, ob Menschen sich durch die Begriffe: Staatsbürger oder Gericht dazu motiviert fühlen, zu helfen.
Manche klugen Aussagen müssen einfach in die Realität umgesetzt werden – und sie zerplatzen wie Seifenblasen. Haben aber schön geschillert.
Dass Moral nicht so einfach zu bekommen ist, das haben schon viele Ethiker seit Jahrhunderten herausgefunden. Also, liebe Biologen und Verhaltensforscher: Bevor große Schlussfolgerungen gezogen werden, ein wenig Philosophie, Religionswissenschaft beachten, schadet nicht. Zudem ist Gott nicht nur über die Moral zum Begriff geworden
wie der nächste Blog zeigt.
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Übrigens: Bei uns zoffen sich zurzeit die Amseln. Wenn aber Elstern kommen, dann tun sich die Amselmännchen zusammen und verteidigen sich gegen die großen Angreifer. Geht nicht nur bei Affen und Menschen so.
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