Das ist eine äußerst interessante Umfrage, vor allem, weil sie sehr neutral zu sein scheint: Vor der Befragung halten viele den Islam für kriegerisch, intolerant und rückwärtsgewandt und Judentum und Christentum für das Gegenteil. Nach der Wissensvermittlung, die sehr neutral verlaufen sein soll, halten viel weniger den Islam als kriegerisch, intolerant, rückwärtsgewandt, dafür ordnen mehr Judentum und Christentum entsprechend ein. http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/deutsche-und-islam-studie-ueber-vorurteile-testet-koran-wissen-a-1011989.html
Viele dachten, die Steinigung sei islamisch. Dann wird denen erklärt, dass auch im jüdischen Alten Testament von Steinigung die Rede ist – und siehe da: Es sehen weniger die Steinigung als islamisches Problem, dafür mehr auch eins des Judentums? Dass allerdings das Judentum Steinigungen nicht praktiziert – aber im Islam häufig noch immer praktiziert wird, das wird hoffentlich den Leuten irgendwann nach der Betreuung durch die neutralen Frager wieder deutlich werden. Menschen lassen sich auf Dauer nicht gern verschaukeln – und wüten dann noch mehr gegen die Unehrlichen. Oder das Thema Frauenbeschneidung: Viele dachten, es stamme aus dem Islam. Nun werden sie aufgeklärt: Stammt nicht aus dem Islam. Und sie sind glücklich, dass sie nun mehr wissen. Dass sie aber im Wesentlichen in islamischen Ländern praktiziert und entsprechend mit den Muslimen, die diese Praxis kennen auch verbreitet wird – wird den Leuten das verschwiegen?
Wir müssen über Religionen aufklären. Aber dabei ehrlich sein. Menschen sind vielfach unwissend. Aber Halbwahrheiten helfen nicht, die Spannungen zu nehmen, sondern sie fördern diese auf Dauer, denn die Leute sind ja nicht blöd, sondern beobachten wach, was so in der Welt vor sich geht und fühlen sich dann verschaukelt.
Das ist auch mit ein Grund für Pegida: Überall schallt es durch die Medienwelt: Salafisten usw. kein Problem! Nur ein paar Durchgeknallte, die Koran in Fußgängerzonen verteilen. Und dann auf einmal entdeckt man das, was viele in der Bevölkerung vermutet hatten, zahlreiche Terrorzellen, die Kids nach Syrien schicken. http://www.spiegel.de/politik/ausland/dschihadisten-aus-dinslaken-sollen-in-syrien-gestorben-sein-a-1012435.html Und dann lässt es sich weder durch die Politik noch durch Medien verschweigen. Und die Leute denken sich: Hoppla! Haben sie vor kurzem nicht noch beschwichtigend das Gegenteil gesagt? Also: Traue lieber deinen eigenen Beobachtungen und lass dir von Politik und Medien kein X mehr für ein U vormachen.
Wir müssen Menschlichkeit predigen und entsprechend handeln. Dazu gehört: Ehrlichkeit.
Die Überschrift über den Artikel heißt: „Wissen über den Koran baut Islam-Angst ab.“ Ja, aber nur, wenn er nicht genau gelesen wird, wenn er von Menschen rosiger ausgelegt wird, wenn den Leuten nicht gesagt wird, dass neben Koran Ahadith fast genauso wichtig sind und dass er 1 zu 1 umgesetzt werden muss, so glauben fast alle Muslime, wenn man ihnen nicht begleitend eintrichtert, dass die islamischen Staaten nichts mit dem Islam zu tun haben und die Terroristen sowieso nicht, dass alle anderen Religionen genauso übel sind, wie man ja an der Hexenverfolgung und den Kreuzzügen und dem Ku-Klux-Klan und… sehen kann. Der Koran baut als solcher keine Islam-Angst ab.
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