Krieg 1 – Anmerkungen: Gerechter Krieg – gerechter Frieden

Was ist ein gerechter Krieg? Augustinus in Aufnahme von Ansätzen Ciceros – überarbeitet von Thomas von Aquin – Ziel eines gerechten Krieges: Kriege zu begrenzen:

  1. Legitimierte Autorität – Wandel in den Jahrhunderten: Vom König/Kaiser zu den Parlamenten
  2. Grund für den Krieg: Verteidigung, Menschenrechte…
  3. Militärische Gewalt nur zur Not anwenden
  4. Im Krieg schon auf Frieden hinarbeiten – Bedingungen für einen gerechten Frieden
  5. Verhältnismäßigkeit der Mittel – Atombombe wie auch Raketen, die hauptsächlich die Zivil-Bevölkerung treffen, ist immer unverhältnismäßig
  6. Verbot eines Angriffkrieges (Luther) – von der UN-Charta betont: Krieg ist verboten (es gibt keine gerechten Kriege) – nur Selbstverteidigung erlaubt. Das ist aber durch viele Kriege inzwischen unterlaufen worden (z.B. Irak-Krieg)

Problem in der Gegenwart: Staatliches Gewaltmonopol gibt es in vielen Staaten nicht mehr. Banden regieren und drangsalieren die Bevölkerung. Terroristische Einheiten (IS, Taliban, Freie Syrische Armee…) versuchen Unsicherheiten in Staaten zu schüren, der zum Zerfall führt und den Terroristen Kämpfer zuführt. Regionalkriege, auf bestimmte Areale beschränkt (Ukraine/Russland; China/Japan), flammen auf. Staaten tun sich zusammen, um Herrschaft über andere Staaten, die von terroristischen Einheiten bedroht werden, zu erlangen (Jemen, Syrien).

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Neu ist seit 1945, dass westliche Staaten schon darauf hinarbeiten, während eines Konfliktes und nach einem Konflikt ein westlich orientiertes Gesellschaftssystem zu etablieren: Deutschland, Japan, Balkan, Irak, Afghanistan, …

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Wie begründet Deutschland die Auslandseinsätze? Meines Wissens: nicht mit einem „gerechten Krieg“ – sondern es geht um Bündnisfall und Etablierung von Menschenrechten – de facto ein gerechter Krieg, ohne das Wort zu erwähnen. https://www.bundestag.de/blob/416598/44c9aea5e7db605f1d9984afb68371f8/wd-2-025-16-pdf-data.pdf

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Es soll in zerrissenen Ländern ein gerechter Frieden hergestellt werden. Wie sieht ein gerechter Frieden aus? (Picht/EKD)

  • Schutz vor Gewalt
  • Schutz seiner Freiheit
  • Schutz vor Not
  • Schutz kultureller Vielfalt

Um das zu erreichen muss etabliert werden (Senghaas):

  • Gewaltmonopol
  • Rechtsstaatlichkeit
  • Demokratie
  • Soziale Gerechtigkeit
  • Affektkontrolle
  • Konstruktive Konfliktkultur

Wie kann Gewaltmonopol installiert werden?  Indem ein Staat und dessen Strukturen gesichert werden. Wie können Rechtsstaatlichkeit, Demokratie hergestellt werden, wenn andere Vorstellungen von Rechtsstaatlichkeit und gesellschaftliche Strukturen dominieren als im Westen? (Islamische Staaten, China) Wahrscheinlich geht das vorläufig nur – wie im Westfälischen Frieden: Zweckrationalität – in dem Sinn, dass man einsieht: Alles andere zerstört mich selbst. Das Erlernen von Affektkontrolle und konstruktiver Konfliktkultur ist ein sehr langer Prozess. Dieser Prozess verlangt eine gewisse ethische Rahmenbedingung, den es aufgrund kultureller Vielfalt nur begrenzt gibt.

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Apropos Gewaltmonopol: Diese ist nur innerhalb eines Staates notwendig. Machtansprüche im Verhältnis der Staaten untereinander muss möglichst eingeschränkt werden. Aber wie? Oder: Haben wir in den letzten Jahren nicht gelernt: Führt die Reduktion von Macht größerer Staaten nicht erst dazu, dass kleine Regionalmächte sich aufplustern? Das bedeutet: Auch das ist einvernehmlich zu diskutieren und aus dem Dilemma sind einvernehmlich Wege zu finden, die herausführen.

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(Dieser Prozess wird umso länger, als man berücksichtigt, dass aus christlicher Perspektive dieser im Wesentlichen möglich ist, wenn geistlicher Friede mit einbezogen wird: Friede mit Gott, sich Gott zuordnen, darum Vergebung, Gemeinschaft usw. dominieren. Ohne geistlichen Frieden gibt es nur begrenzten sozialen Frieden und politischen Frieden.)

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Weitergeführt ist es notwendig, benachbarte Staaten zueinander zu führen, soweit es geht, das Miteinander verschränken, was selbständig und in freier Entscheidung miteinander verschränkt werden kann, indem sie ihre Eigenheiten nicht aufgeben, diese aber für den jeweiligen Nutzen anderer Staaten einsetzen. Akzeptanz von Vielfalt ist relevant. Dieser Prozess kann nur langsam wachsen. Voreilige Beschleunigungen durch mächtige Gruppen oder Staaten könnten das Zusammenführen wieder zerstören. Bevor mächtige Gruppen und Staaten diszipliniert werden können, ist es notwendig, dass sie sich selbst disziplinieren und einbinden lassen. Hierin sehe ich die größte Schwierigkeit. Die Gefahr besteht zudem, dass auf diese Weise, wenn das gelingt, Staatenblöcke entstehen, die sich auch in Abgrenzung zu anderen legitimieren – wenn sie sich nicht wiederum selbst disziplinieren.

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Es wird deutlich: Wir sind als Menschheit auf einem langen Weg. Viele Rückschritte werden uns schmerzen. Der Weg geht weiter – wenn wir ihn nicht durch hirnlosen Einsatz der vorhandenen Waffen beenden. Rückschritte sind vor allem auch dann möglich, wenn wirtschaftliche Katastrophen bzw. mancherorts Umweltkatastrophen (Trockenheit) hereinbrechen und der Kampf um die Töpfe beginnt. An dieser Stelle muss das Streben nach gerechtem Frieden prophylaktisch einsetzen.

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Hier wurde nicht die UN genannt. Diese zeigt im Grunde nur, wie kompliziert es ist, den Sack Flöhe – Staaten genannt – irgendwie zu bändigen. Meine Frage ist: Muss die UN, die 1945 konzipiert wurde, nicht wieder neu konzipiert werden? 1945 waren die christlich orientierten westlichen Staaten äußerst dominant. Heute sind sie es nicht mehr. Asien (China, Indien, Japan), der islamische Block, der westliche Block haben jeweils ihre eigenen Interessen. Wäre eine Neukonzeption für die UN überhaupt noch möglich? Sollte man eine solche nicht unterlassen, um wenigstens die Basis von 1945-1948 (Menschenrechte) zu haben?

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Welche Aufgaben haben die Kirchen? Sie haben bislang an sämtlichen Friedenskonzepten (maßgeblich) mitgearbeitet. Sie dürfen nicht nachlassen. Über die UN genauso wirken wie über die einzelnen Nationalstaaten. Waffenhandel zu kritisieren bzw. Strukturen entwickeln, die eine Einschränkung ermöglichen, Atomwaffen weiterhin ächten und im Gespräch halten, damit diese nicht einfach durch Stillschweigen „unsichtbar“ werden, aber bedrohlich sind, Abrüstung fordern und fördern. Und: Ihre Aufgabe ist es darüber hinaus, den Frieden innerhalb der christlichen Konfessionen weltweit zu fördern. Ein weiterer wichtiger Aspekt: Der Dialog der Religionen und mit anderen Weltanschauungen muss immer wieder neu und unermüdlich in Gang gebracht werden. Es gibt vermutlich unter ihnen allen Menschen guten Willens, die man miteinander vernetzen muss.

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Dass die Realität den Theorien hinterherhinken, wenn sie überhaupt mitkommen, ist bekannt. Frieden ist ein Prozess.

https://www.wolfgangfenske.de/impressum-datenschutz.html und www.blumenwieserich.tumblr.com Der Blog wird in den nächsten Wochen nur sehr unregelmäßig bestückt werden können.

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