Wie gut und wichtig: Kirchentag + Gott schaut auf Berlin + Kirchentag und Missbrauch Luthers + Feuerbach statt Christus + Politische Kirche + Funktionäre und Propheten

Man mag den Kirchentag kritisieren, man mag ihn belächeln, man mag ihn bekämpfen, man mag ihn ignorieren – aber es ist gut für unser Land, dass es ihn gibt.

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Nicht nur aus Glaubensgründen ist der Kirchentag wichtig: https://www.kirchentag.de/aktuell_2017/mittwoch/pk_inhalt.html

Auch solche Vergewisserungen müssen einmal deutlich ausgesproc

Gott schaut auf Berlin

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Luther wird gehörig missbraucht – das hatte ich neulich schon erwähnt. Er wird einfach für die gegenwärtigen Probleme eingespannt – auch mit Blick auf das Gegenteil von dem, was er gesagt hat. Statt dass die Nachkommen Luthers so ehrlich sind und sagen: Luther – er sagte anderes, wir aber sagen, tun sie so, als würde das alles irgendwie Luther sein. https://www.pro-medienmagazin.de/kommentar/2017/05/24/wenn-luther-auf-den-kirchentag-ginge/ Gutgemeinte Ehrlichkeit? Naive Ehrlichkeit? Keine Ehrlichkeit?

So geht es Denkmählern: Man kann sie mit allen Farben bepinseln, wie die Vögel beschietern und sagen: Das ist der wahre XY. Sie können sich ja nicht wehren.

Von daher: Das Bild, das Kirche von sich mit Blick auf Luther malt, wird sicher von so manchem bejubelt werden. Auch von Nachdenklichen?

Was mag ich von Luther am liebsten? Lutherkekse: http://www.glaubenssachen.de/luther-kekse-rolle.html

Nein natürlich nicht. Fürs leibliche Wohl – mag sein, aber Luther hat mehr zu bieten als Kekse und Bonbons. Den Schlusssatz seiner Freiheitsschrift zum Beispiel http://gutenberg.spiegel.de/buch/martin-luther-sonstige-texte-270/6 :

Zum dreißigsten: Aus dem allem folget der Beschluß, das ein Christenmensch lebt nicht in sich selbst, sondern in Christo und seinem Nächsten, in Christo durch den Glauben, im Nächsten durch die Liebe; durch den Glauben fähret er über sich in Gott, aus Gott fähret er wieder unter sich durch die Liebe, und bleibt doch immer in Gott und göttlicher Liebe, gleich wie Christus sagt, Johann. 1:» Ihr werdet noch sehen den Himmel offen stehen und die Engel auf- und absteigen über den Sohn des Menschen.» Siehe, das ist die rechte, geistliche, christliche Freiheit, die das Herz frei macht von allen Sünden, Gesetzen und Geboten, welche alle andere Freiheit übertrifft wie der Himmel die Erde. Das gebe uns Gott, daß wir diese Freiheit recht verstehen und behalten!

Das ist für manche heftig: Liebe aus Glauben – nicht Liebe aus irgendwas heraus. Liebe und Glauben gehören zusammen. Während man früher die Christen ermahnen musste: Nicht Glauben ohne Liebe!, muss man heute sagen: Nicht Liebe ohne Glauben! Feuerbach hat so manchen in den Kirchen erfasst. Feuerbach hat Christus abgelöst?

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Die politische Kirche: http://cicero.de/berliner-republik/evangelischer-kirchentag-die-falsch-verstandene-politisierung

Ich warnte neulich auch vor einer Überhöhung der politischen Auseinandersetzung mit religiösen Begriffen. Am 18.2. schrieb ich:

Dass in einem christlichen Verlag ein Buch von Tanja Kuchenbecker über Marine Le Pen herausgegeben wird, das als Untertitel „Tochter des Teufels“ trägt, spricht nicht unbedingt für den Verlag… Was ist daran schlimm? Es geht um eine politische Auseinandersetzung – und die wird religiös überhöht. Früher hat man Töchter des Teufels auf Scheiterhaufen verbrannt – heute verurteilt man sie in solchen Verlagen? Auch manche Christen haben überhaupt keinen Maßstab mehr für das, was legitime politische Auseinandersetzung ist und das, was über das Ziel hinausschießt. Ich bin kein Fan von Marine Le Pen – aber man muss doch erkennen, dass das inakzeptabel ist. Schon Trump wurde religiös gesehen, als einer, der das apokalyptische Ende der Welt einleitet. Sie mögen politisch Ansichten haben, die schlimm sind – aber das rechtfertigt keine religiöse Überhöhung. So wichtig sind sie auch wieder nicht. Sie mögen in den Augen ihrer Gegner schlimmere Sünder sein als ihre Gegner sich selbst sehen – auch das rechtfertigt keine religiöse Überhöhung. Vor allem ist auch immer wieder die Arroganz faszinierend: Man kämpft auf der Seite der Guten – und die breite Gesellschaft merkt nicht, wie gefährlich die jeweiligen Politiker sind. Dieser dualistische Ansatz, der immer auch mit gnostischer Selbsterhöhung verbunden ist, ist gefährlich. Jetzt werde ich auch religiöser Überhöhung schuldig: Man treibt den Teufel mit dem Beelzebub aus.

Ich finde das fatal. Christen sollten sich dieser religiösen Sprache mit Blick auf Politik enthalten. Das führt nur ins Verderben.

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Man lese das einmal kritisch: http://www.faz.net/aktuell/politik/die-gegenwart/ekd-ratsvorsitzender-wie-politisch-darf-die-kirche-sein-15015547-p6.html Ich habe keine Lust, jetzt das alles zu zerpflücken. Nur ein Aspekt: Ein Funktionär der Organisation der Evangelischen Kirche erklärt, was prophetisches Reden ist – und was es nicht ist. Wer das Alte Testament kennt, weiß, dass die Propheten manchmal von Gott aus Bereichen ausgewählt wurden, die den Amtsinhabern äußerst suspekt waren.

Könnte man doch bloß in die Zukunft sehen und erfahren, wie die Nachkommen die gegenwärtigen Funktionäre beurteilen werden. Wir stecken mitten in unserer Zeit, wir können furchtbar blind sein für das, was sich politisch zusammenbraut. Gut gemeint können wir die Räuber füttern, weil wir denken, das werden die kommenden Hirten sein. Und die wahren Hirten jagen wir in die Wüste. Vielleicht ist es aber auch gerade andersherum.

Wie sehr sind wir abhängig vom Geist Gottes und von der Vergebung durch Gott.

Impressum http://www.wolfgangfenske.de/

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