Leitkultur und Leitbild und Leitstruktur + Merkels Werte Vorbild für Saudis + Kardinal Marx: Christen und Nation

De Maiziere nennt Thesen zur Leitkultur: http://www.huffingtonpost.de/2017/04/30/de-maiziere-leitkultur-deutschland_n_16335068.html Und: http://www.tagesschau.de/inland/demaiziere-leitkultur-101.html

Sonderbar finde ich diese Aussage:

Unser Staat ist welt­an­schau­lich neu­tral, aber den Kir­chen und Re­li­gi­ons­ge­mein­schaf­ten freund­lich zu­ge­wandt. Kirch­li­che Fei­er­ta­ge prä­gen den Rhyth­mus un­se­rer Jahre. Kirch­tür­me prä­gen un­se­re Land­schaft. Unser Land ist christ­lich ge­prägt.“

Wir haben hier das Bild von oben nach unten: Der Staat schaut auf die Bevölkerung paternalistisch herab. Das widerspricht vielleicht nicht der Realität – aber unserem System. Die Regierung ist nicht der Staat. Die Regierung wird – wie auch immer – vom Volk gewählt… Zudem: Religionen sind Staat übergreifend. Sie sind nicht auf Nationen beschränkt. Religionen sind per se über-national. Von daher ist es freilich freundlich, dass der jeweilige Staat Religionen freundlich zugewandt ist – aber sie sprengen jede Vorstellung von nationalem Staat. Sie sprengen auch eine neue Art der Nationalisierung, die sich auf die EU beschränkt. Und so ist es – weitergehend – auch freundlich, wenn die EU sich den Religionen freundlich zuwendet.

Religionen sind jedoch eine eigene Größe. Von daher hat Kardinal Marx Recht: Das Christentum lässt sich nicht kulturell auf einen kleinen Raum auf unserer Erde einschränken („kulturalistisches Verständnis des Christentums“. http://www.katholisch.de/aktuelles/aktuelle-artikel/marx-ruckzug-auf-das-nationale-ist-nicht-christlich Nur: Christen leben nun einmal in ihrer Nation, ihrem Staat, in ihrer Staatengemeinschaft – so heterogen diese Gebilde auch sind. Und sie haben das Wohl dieses begrenzten Fleckchens Erde im Blick zu halten. Aber: Sie haben sich nicht darauf zu beschränken, sondern müssen mit der Gesellschaft um Wege ringen, die für die Gesellschaft, von der Christen ein Teil sind, weiterführend sind. Sie können sich nicht überheblich aus diesem nationalen Kontext ausklinken, sie leben als Teil der Welt in ihrer sozialen Umwelt – müssen sie aber immer wieder sprengen, wenn sie merken: Sie wird zu einem Korsett.

Christen können übrigens auch als Europäer gut gemeint überheblich sein:

„Die Europäer haben eine moralische Verantwortung für die Welt, für die ärmeren Länder, für die Bewahrung der Schöpfung und die Begrenzung des Klimawandels.“

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Dass de Maiziere mit dem Thema in ein Wespennest sticht, wird er geahnt haben dürfen. Hier zum Beispiel eine Wespe http://www.zeit.de/politik/deutschland/2017-04/leitkultur-debatte-innenminister-demaiziere-muslime/seite-2 :

Nebenbei: Es gibt eine Leitkultur in Deutschland, sogar mit geschriebenen Regeln und nicht mit ungeschriebenen. Wir nennen sie Grundgesetz.

Nun denn: Das Grundgesetz ist im Alltag zu füllen – und wie die Worte zu füllen sind, darüber streitet ja eine Gemeinschaft. Von daher kann man zu dem Beitrag nur lapidar sagen: Echt?

Denn es geht ja gerade darum: Wie wird das Grundgesetz im Alltag zur Sprache gebracht, umgesetzt, realisiert.

Hätte de Maiziere doch statt Leitkultur das von Linken aus der Wirtschaft entnommene Wort Leitbild verwendet http://blog.wolfgangfenske.de/2017/02/24/leitbild-statt-leitkultur-jung-und-konservativ/ – dann wären alle vor Ehrfurcht stumm geblieben.

Aber, was de Maiziere damit erreicht hat: Er hat die Diskussion wieder entfacht – und das zeigt: Manche wollten das Thema unbedingt unter dem Teppich halten – und jetzt kommt es wieder, trotz Spott, trotz Totschlag-Argumente, trotz Schieben derer, die das Wort verwenden in die Neonazi-Ecke. Diskussionen in einer Gesellschaft lassen sich nicht totschlagen durch irgendwelche Gruppen. Eben: Unsere Gesellschaft ist keine heterogene Einheit – und so dürfen solche Diskussionen auch nicht abgebrochen werden. Man muss sie mitbestimmen – aber nicht abbrechen. Abbrechen geht nur nach hinten los und gibt denen Raum, die das Wort nationalistisch (wie auch immer Deutsch-National, EU-National, Christlich-National…) deuten. Unabhängig davon: Der Beitrag von de Maiziere ist, soweit ich das mitbekommen habe, ist in einer sehr einfachen, wenig differenzierenden Sprache formuliert worden. Liegt wohl mit an dem Medium, in der das publiziert wurde.

Übrigens wird hier gesagt, von einem Herrn Heinrich Schmitz: „Warum es keine Leitkultur geben darf“ https://causa.tagesspiegel.de/kolumnen/heinrich-schmitz/wieso-es-keine-leitkultur-geben-darf.html Genauso ist es: Wenn ein Herr Heinrich Schmitz meint, dass es keine Leitkultur geben dürfe, dann darf man auch nicht darüber reden. Basta! Aus mit der Diskussion! Schluss! Daran hat sich nun jeder zu halten! Basta, basta, basta!

Dass Herr Polenz auch dagegen ist, das kann man sich schon vorher denken: http://www.focus.de/politik/deutschland/kritik-auch-aus-der-cdu-mit-seinem-aufruf-zur-leitkultur-steht-de-maiziere-alleine-da_id_7055481.html – Aber ob der wirklich „CDU“ ist, wie Medien kolportieren, das dürfte die CDU wissen.

Statt Leitkultur wurde einmal das Wort Leitstruktur vorgeschlagen – was kurios schlimm ist: http://blog.wolfgangfenske.de/2015/05/13/leitstruktur-contra-leitkultur/

Özdemir sprach in der Tagesschau von einer „europäischen Leitkultur“ – ob es mit Augenzwinkern war, war nicht so ganz auszumachen.

Apropos Grüne: Die grüne Jugend hat wohl etwas nicht kapiert https://www.welt.de/politik/deutschland/article164140221/Vaterlandsstolz-ist-gefaehrlich-Leitkultur-fiktiv.html :

Niemals kann etwas wie deutscher Nationalstolz auf den Gräueltaten des nationalsozialistischen Deutschlands aufgebaut werden.

a) Hat das irgend ein ernst zu nehmender Mensch behauptet? Sie reagieren mit den Sätzen auf de Maiziere …. Und b) unsere europäisch-deutsche Kultur beginnt nicht mit dem Nationalsozialismus – er hat sie pervertiert. So manches andere, das so, wie es ausgesprochen wurde, ist in dem Beitrag auch noch falsch.

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Ein Beitrag gegen Rufe, alles mögliche zu verbieten: http://www.achgut.com/artikel/der_ruf_nach_verboten_wird_mir_unheimlich

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Zum Thema Leitkultur: Merkels Werte sind Vorbild für saudische Frauen: http://www.spiegel.de/politik/ausland/angela-merkel-in-saudi-arabien-interview-mit-saudischem-vize-wirtschaftsminister-a-1145485.html

Al-Tuwaijri: Genau deswegen ist der Besuch so wichtig. Angela Merkel ist ein Art Star, auch ein Vorbild für alle saudischen Frauen. Sie inspiriert weibliche Führungskräfte oder die Mädchen, die es noch werden wollen, mit ihrer Karriere, aber auch mit ihren Werten.

Tut sich was in Saudi-Land mit Blick auf Frauen?

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