Himmelskind

Ich habe den Film Himmelskind gesehen. Es geht um ein schwerkrankes Mädchen. Der Film zeigt, wie die Familie, die Mutter, das Mädchen unter dieser schweren Krankheit leiden, fast zerrissen wird/werden, die finanzielle Belastung ist immens – und auch der Zweifel an Gottes Liebe. Das Mädchen muss immer wieder in die Klinik. Dort freundet es sich mit einem krebskranken Mädchen an und sagt ihr sinngemäß, dass Jesus sie liebt und schenkt ihr ihr Kreuzkettchen. Der Vater des krebskranken Mädchens ist nicht erfreut, weil ihm Glauben fremd ist. Das Himmelskind-Mädchen wird aus der Klinik entlassen, weil man nichts mehr machen kann – zu Hause würde es ihr psychisch besser gehen als in der Klinik. Sie klettert auf ihren Kletterbaum. Der ist alt und morsch. Und sie fällt in den morschen Stamm hinein. Dort hat sie eine Erfahrung: Sie verlässt ihren Körper, erfährt Gottes Nähe. Sie wird aus dem Stamm geborgen, wird ins Krankenhaus gebracht. Sie ist kaum verletzt – und das Wunder: Nach diesem Unfall ist auch die andere Krankheit weg. Das hat öffentlich große Aufmerksamkeit erfahren und die Mutter spricht in einem Gottesdienst über ihren Zweifel und über ihren Glauben. Ihr wird aus dem Publikum gesagt, das könne alles nur Show sein. Daraufhin meldet sich der Vater des krebskranken Mädchens zu Wort und sagt, dass es keine Show sei. Seine Tochter habe kein solches Wunder erfahren, sondern sei gestorben. Aber sie sei getrost im Glauben (sie fühlte sich geborgen, geliebt, sie fühlte Gott und bekam Frieden) gestorben.

Dieser Film hat sehr intensive emotionale Abschnitte. Das wird auch von einem Filmkritiker gesehen – und was den ersten Teil des Filmes betrifft, auch positiv erwähnt. Schauspielerische Leistung usw. Aber dann der Abschnitt zum Thema Glauben – der wird massiv abgelehnt. Zudem wird der Film als einer „beschrieben“, der nur dazu führen solle, dass Menschen wieder in die Kirche gehen.

Das ist absurd, denn in den USA gibt es nicht wie bei uns „die“ Kirche. Aber was mich nachdenklich machte ist: Warum werden Menschen, die nicht glauben, so bissig, wenn es um Glauben geht? Man muss schon mal positiv erwähnen, dass der Kritiker den Film nicht aufgrund des Glaubensthemas pauschal in Grund und Boden gestampft hat. Das zeigt eine gewisse Fähigkeit, differenziert zu denken. Aber warum diese Aversion, wenn es zum Thema Glauben kommt? Wenn ich den Inhalt eines Filmes nicht mag, dann kritisiere ich normalerweise das, was man als Filmkritiker kritisiert: Schauspielerische Leistung… – aber dann würde ich sagen: Ich bin zwar kein Fan dieses Themas, aber es gibt Menschen, denen das gefällt und die das als Ausdruck ihres Weltbildes usw. sehen. Da muss man doch nicht sämtliche Krallen ausfahren.

Aber wenn es um Glauben geht, dann fahren viele ihre Krallen aus. Liegt es daran, dass sie inzwischen bemerken, dass der Glaube nicht, wie man sich erhoffte, so langsam verschwinden wird? Liegt es daran, dass man merkt, dass auch Christen gute Filme machen können, die ihren Glauben zum Ausdruck bringen – was dann die Menschen in Richtung Glauben zum Nachdenken bewegen kann? Es ist spannend zu beobachten.

Was ich an dem Film gut finde, dass er nicht allein das Heilungswunder in den Blick rückt, sondern auch das Wunder, dass Menschen im Glauben getrost sterben können.

Zudem kommt im Film ein kurzes Gespräch vor, in dem die Verzweifelte zweifelnde Mutter und der Pfarrer miteinander darüber reden, wie Gott das zulassen könne, der ja Liebe ist – und die Qualen sehe. Der Pfarrer sagt, er habe all das auch durchgemacht – er habe keine Antwort auf die Frage, aber er habe in seinem Leben versucht, Gott nahe zu sein, und versucht, ihn abzulehnen. Aber das erste fühle sich viel besser an. Dass der Film dieses persönliche Bekenntnis, das ja eine Menge negativer Reaktionen mit sich bringen kann, in der Mitte des Films einfach so naiv stehen lässt, ist faszinierend.

Eine Anmerkung: Am Ende sagt die Mutter mit Einstein, dass man sein Leben auf zweierlei Weise führen kann, einmal, indem man meint, nichts sei ein Wunder, oder alles sei ein Wunder. Sie glaubte nicht an Wunder, darum hat sie auch nicht gemerkt, wie wunderbar viele Menschen sind, indem sie sich für andere einsetzen. Die(se) Wunder sind Botschaften Gottes, dass er unter uns Menschen ist.

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