Politische Religionen + Virtuosenreligion

Hier wird von einer Antifa-Seite das Thema politische Religion dargestellt. Interessant finde ich am Schluss folgende Kritik an Voegelin https://www.antifainfoblatt.de/artikel/faschismus-als-%C2%BBpolitische-religion%C2%AB :

Die vermeintliche Stärke des Essays von Voegelin ist es, dass er die politischen Religionen, die Massenbewegungen mit ihrem Angebot an Sinnstiftung und Hierachie(n)legitimierung nicht moralisch verurteilt. Der Gewinn der Lektüre liegt so vielmehr darin, Vergleichbarkeit von religiösen und aufgeklärten politischen Motivationen und Ideen durch Begriffserklärung herzustellen. Es ist aber ein Unterschied, wofür und wozu Menschen angeleitet werden sollen. Deshalb ist das antiautoritäre Hinterfragen des eigenen Standpunktes und der eigenen Motivation immer wieder von Nöten. Dass autoritäre Staatsformen, dogmatische Ideologien und die daraus entstehenden Bewegungen religiösen Charakter besitzen, ist eine banale Erkenntnis, die in der Auseinandersetzung mit Faschismus ihren Zweck erfüllt und deshalb diese Betrachtung sinnvoll macht. Jedoch genauso banal wie notwendig ist die Feststellung, dass es sich unbedingt verbietet, hieraus eine Gemeinsamkeit oder Spiegelbildlichkeit von Faschismus bzw. NS und kommunistischen Ideen oder Realitäten abzuleiten – historisch wie theoretisch.

Wird der letzte Satz begründet? Nein.

Was sagen andere zu dem Thema?

Was ist eine politische Religion? http://www.hsozkult.de/conferencereport/id/tagungsberichte-355

Im Gegenzug dazu meine der Terminus ‚politische Religion‘ die Sakralisierung einer bestimmten Ideologie und einer damit einhergehenden, vereinnahmenden politischen Bewegung, die keine Koexistenz mit anderen Ideologien bzw. politischen Bewegungen dulde. ‚Politische Religionen‘, so Gentile, „heiligten“ die Gewalt als legitimes Mittel im Kampf gegen Feinde des eigenen Glaubens respektive als Instrument der Erneuerung. Sie negierten die Autonomie des Individuums und schrieben obligatorisch den politischen Kult und die Einhaltung ihrer Gebote vor. Des Weiteren nähmen sie gegenüber den traditionellen Religionen eine konfrontative, wenn nicht feindliche Haltung ein, mit dem Ziel, diese entweder zu eliminieren oder sie in das jeweils eigene System zu inkorporieren, wo ihnen schließlich eine untergeordnete Hilfsfunktion zukäme.

In diesem interessanten Überblick erfahren wir, dass der Begriff „politische Religion“ als Bezeichnung des Nationalsozialimus durch Mommsen abgelehnt wird, dass Lübbe meint, man solle statt von Politische Religion von Antireligion sprechen, da die totalitären Regime Religionen ablehnen würden. Riegel sieht:

In der Virtuosenreligion komme den Intellektuellen ein messianischer Sendungsauftrag zu, der sie als Stellvertreter noch unmündiger Menschenmassen auftreten lasse. Riegel machte deutlich, dass die marxistisch-leninistischen „Glaubensströmungen“ als innerweltliche Erlösungsreligionen anzusehen seien und ordnete auch die leninistische Disziplinmaschine in diese Deutung ein.

Dass man nicht nur 2003 so dachte, sondern auch 2016 den Kommunismus mit einbezog: http://www.tagesspiegel.de/wissen/deutscher-historikertag-politische-religionen/14601100.html

Wie begründet nun das AntifaBlatt seine Sicht? – Ideologisch?

Impressum http://www.wolfgangfenske.de/

KategorienAllgemein

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert