Neue und alte Islamisten + Christen die wahren Barbaren

Über neue Islamisten, die der Polizei entfliehen: http://www.focus.de/politik/deutschland/wollte-er-nach-syrien-panne-im-anti-terrorkampf-islamist-entwischt-der-polizei-und-flieht_id_6016565.html

Und alte Islamisten, die verjagt wurden: https://philosophia-perennis.com/2016/09/11/tuerkenabwehr-wien/

*

Eine billige Islam-Apologie – und schlechter Versuch, den Verstand auf das Podium zu heben: http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/abendland-zum-glueck-gibt-s-den-islam-kolumne-a-1114693.html

Dieser Beitrag ist eigenartig – so eine Art postfaktische Wissenschaft.

Es geht zunächst um Kreuzzüge und wie brutal sie waren und wie nett hingegen der Islam.

Der Islam hat seit Anfang an brutale Kriege geführt, die dann verschönt dargestellt werden, hat Sklavenzüge in Afrika durchgeführt, die dann angesichts der kapitalistischen Irrwege Europas und der Amerikaner vergessen wurden – aber nicht desto trotz waren diese Sklavenzüge Jahrhunderte lang mit all ihrer Grausamkeit da. Nicht nur in Afrika, sondern auch in Europa. Der Islam hat eben brutalst die Länder erobert bis hin nach Indien, hat weiterhin brutale Herrscher in Asien entfesselt. Er hat in seinen Expansionen Byzanz angegriffen – und Byzanz rief dann den Westen um Hilfe. Das war der Beginn der Kreuzzüge. Sie sollen nicht verschönt dargestellt werden, denn sie waren Teil mittelalterlicher Vorstellungen und voller Absurditäten – wie sie allerdings heute auch vorkommen.

Heute nimmt man ein paar Beschreibungen aus der Kreuzfahrerzeit, um damit zu zeigen, dass der Islam hart getroffen wurde, dass die Kreuzfahrer vor ca. 1000 Jahren erst den Islam der Gegenwart brutalisiert hätten. Aber diese Schilderungen der damaligen Zeit entsprechen zum Teil Kriegsschilderungen, die wir auch schon in der Antike finden, um darzustellen, was für einen mächtigen Feind man überwunden hat. Und je mehr Blut fließt, desto mehr Feinde wurden siegreich überwunden. Dasselbe trifft auch auf die Eroberung Konstantinopels durch den Sultan zu, die auch in diesem antiken Duktus erzählt wurde. Die Wahrheit hinter den Texten muss historisch erst mühsam ermittelt werden und können nicht einfach so als Fakten genommen werden. Das weiß man schon lange – zeigt also die postfaktische Intention dieses Beitrags schon an dieser Stelle auf. Dass christliche Gruppen im Mittelalter auch aus christlicher Sicht versagten, ist Allgemeingut geworden. Das muss man kaum mehr betonen. Dass es auch barbarisch zuging – auch das muss man kaum mehr betonen – ist ja auch Teil der Kirchengeschichtsschreibung und als solche lange bekannt. Nur darf all das nicht dazu dienen, nun die islamischen Kriegszüge als fröhliche Demonstrationen der Toleranz darzustellen.

Postfaktisch ist auch, dass die Kreuzzüge als Mutter allen Übels, damit das Christentum als ein solches dargestellt wird, aber: Nicht die Kreuzzüge sondern die modernen kapitalistischen Eroberungen muslimischer Staaten war für die Muslime ein Schock, weil diese zeigten, dass Allah nicht stärker war als die westlichen Truppen. Warum nennt der Autor nicht diese Barbareien der Moderne, die der Kolonialmächte, um hier die Grundlage muslimischer Terrororganisationen zu suchen? Hier sollte er mal genauer hinschauen, der Herr Spiegel-Autor.

Natürlich gab es regen Austausch zwischen den Religionen unter der Herrschaft des Islam: Das ist ja auch die große geschichtliche Leistung des Islam: Durch seine Kriegspolitik hat er alles durcheinandergeworfen, Sklaven kamen vom Ort A in den Ort B… – und dadurch hat der Islam Kulturvermischung vorangetrieben. Und dass die muslimischen Herrscher so tolle tolerante Herrscher waren, auf die Idee kann auch nur apologetische Geschichtsschreibung kommen. Die waren so tolerant, dass berühmte Wissenschaftler vor ihnen fliehen mussten.

Was ich nicht weiß, ist, worauf der Autor anspielt, wenn er sagt: „Christliche Herrscher und Kirchenführer sorgten beispielsweise dafür, dass in West- und Osteuropa massenweise Bücher verbrannt wurden, ganze Bibliotheken opferte man der höheren Ehre Gottes. Alles Wissen jenseits der Bibel und theologischer Abhandlungen galt als gefährlich, weil es den Glauben hätte in Frage stellen können…“ Die Gelehrten seien in den Osten geflohen, hätten die Bücher mitgenommen…

Man warf den Christen in Europa immer vor, sie hätten die griechische Literatur nicht rezipiert und sie sei erst mit den Muslimen nach Europa gekommen, jetzt wirft man ihnen vor, sie hätten sie im Westen gehabt, dann seien aber die Gelehrten in den Osten vertrieben worden? Wer waren diese Gelehrten? Waren sie keine Christen?Diese neue Theorie kenne ich nicht und habe auch keine Ahnung, um welche Zeit es sich handeln sollte. Spielt er da auf irgendwelche lokale Spannungen an? Spielt er damit den Kampf gegen die Katharer an? Und dass es in Byzanz Bilderstürmer gab – die gab es auch in der Reformationszeit, die gab es auch unter Napoleon – und anderen Atheisten, man denke nur an die kommunistischen Revolutionäre weltweit. Sie unterscheiden sich darin in nichts. Fanatiker sind der Vergleichspunkt, nicht Religion oder Atheismus. Auch hier: Postfaktisches Denken?

Dass alte griechische Tragödien im Laufe der Zeit verschwunden sind – das muss nichts mit Zerstörungswut zu tun haben, sondern einfach damit, dass man diese alten Texte nicht mehr als relevant ansah. Man kann ja auch heutigen Verlagen nicht Zerstörungswut nachsagen, wenn sie nicht mehr Texte aus dem 17. Jahrhundert nachdrucken. Absurd. Ich war noch nie in der vatikanischen Bibliothek – vielleicht sollte er sie einmal besuchen und darin herumstöbern. Vielleicht findet er diese Tragödien. Übrigens: Wem haben wir es zu verdanken, dass viele dieser Tragödien bis heute überliefert worden sind? Wenn ich mich recht erinnere: der fleißigen Arbeit von Mönchen in den Klöstern.

Lokale muslimische gute Taten werden von dem Autor als Beispiel für die allgemeine Verhaltensweise von Muslimen dargelegt, lokale christliche Untaten werden als Beispiel für die allgemeine Verhaltensweise von Christen dargelegt? Das wäre billige Apologie.

Und nun wird es spannend. Ziel des Beitrages ist es zu sagen, dass Abkehr von der Religion erst zur Aufklärung führte. Diese Schlussfolgerung kommt eigentlich nach der Islam-Apologie ziemlich abrupt. Das zeigt uns, dass es nicht um die Apologie des Islam gehen sollte, sondern um die Destruktion christlicher Tradition. Nun, da fangen wir doch gleich mal mit Robespierre an, gehen weiter über Napoleon und über die ganzen Vernünftigen, die die Wissenschaft als Grundlage ihrer Weltanschauung nahmen: Nationalsozialisten und Kommunisten….

Ich bin kein Kirchengeschichtler. Mögen Kirchengeschichtler oder Geschichtswissenschaftler solche Texte unter die Lupe nehmen. Es ist wichtig, damit solche postfaktischen Texte nicht als wissenschaftliche Ergebnisse in den Köpfen der Laien verankert werden. Zudem: Auch Atheisten bzw. Religionskritiker sollten, wenn sie ihre Weltanschauung verbreiten möchten, wissenschaftlich begründeter argumentieren, wenn sie ernst genommen werden wollen.

Impressum http://www.wolfgangfenske.de/

KategorienAllgemein

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert