Kirchen sollen sich mit Islamkritik zurückhalten

Das ist mal wieder so ein Versuch, die Kirchen zurückzudrängen und ihnen ein Maulkorb zu verpassen.  http://www.welt.de/debatte/kommentare/article136338207/Im-Wettbewerb-um-die-Herzen-liegt-der-Islam-zurueck.html Und was wird als Begründung angeführt?

Einmal: Immer derselbe kalte Kaffee: Auch in der Bibel gibt es viele Gewaltaufrufe. Dass Christen sich zumindest in Westeuropa und in Nordamerika eher an die Worte Jesu halten, will auch dieser Herr XY nicht wahrhaben. Und dass die Bibel sehr intensiv historisch-kritisch gelesen wird bzw. in anderen Ländern aus einer Art glaubenden historisch-kritischen-Exegese heraus, sollte auch nicht vergessen werden. Aber das vergessen die Leute nicht – sie führen es dennoch immer an, um Menschen zu verdummen – habe ich den Eindruck.

Zweites Argument: Wo Christen an der Macht waren, herrschte 1000 Jahre vielerorts Grausamkeit. Dieses zweite Argument ist genauso undurchdacht: Man kann die Kirchen nicht von den jeweiligen gesellschaftlichen Systemen lösen. Wie sehr mussten die Christen kämpfen, damit sie überhaupt in Europa Fuß fassen konnten. Und wo sie Fuß fassten, übernahmen sie ja auch vielfach die Bräuche und Strukturen, und manche Christen versuchten dann, diese mit Hilfe des spezifisch christlichen Glaubens umzuprägen. Man kann doch nicht von Geschichte sprechen und ahistorisch argumentieren.

Und das dritte Argument: serbische und russische Orthodoxie sowie die Gewalt in Zentralafrika. Zentralafrika ist schnell abgehakt mit dem Vorschlag, er solle sich mal über die Lage dort erkundigen. Dahinter steht aber auch eine weiter führende Frage: Dürfen Christen sich verteidigen? Ja, sagt mein seit Jahrhunderten. Nur auf das Wie kommt es an – und das mit Blick auf Jesu Feindesliebegebot durchzuhalten ist schwer.

Was die serbische und russische Orthodoxie betrifft, sieht die Sache anders aus. Die orthodoxe Kirche hat ihre eigenen Traditionen ausgebildet. Man darf aber vor allem im Kontext der russisch orthodoxen Kirche nicht vergessen, dass sie unter Stalin und Konsorten unendlich zu leiden hatte – und nun atheistische Bestrebungen massiv bekämpft, um nicht noch einmal in Gefahr zu geraten. Zudem sind sie nationaler eingestellt – worunter auch Christen anderer Konfessionen zu leiden haben. Aber das ist wirklich ein anderes Thema.

Zudem: Sehr viele Christen leiden unter den Zuständen in den islamischen Ländern – und da sollten Kirchen keine Kritik üben?

Und zuletzt: Nichtchristen sollen besser mit dem Islam diskutieren können? Gerade der Atheismus? Nun, der hat so seine Schwierigkeiten schon mit dem christlichen Gottesbild – wie schwer wird er sich erst tun, mit dem Islam zu diskutieren. Obgleich: In so manchem stimmen Koran und Aufklärung überein: kein Opfertod, Jesus nicht Sohn Gottes usw. – aber im Grundsatz dennoch nicht.

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