Christen und Felle

Kurt Flasch meint, dem Christentum seien die Felle davon geschwommen. http://www.pro-medienmagazin.de/kultur/buecher/detailansicht/aktuell/christentum-das-ungerupfte-huhn-89777/

Das, was hier über seine These geschrieben wurde, klingt sehr naiv und ich hoffe, dass Herr Flasch nicht wirklich so naiv ist: „In heutigen Zeiten sei ein Gott als metaphysischer Weltenschöpfer nicht mehr erklärbar, die Wissenschaft stehe dem im Weg. Wer aber nicht an den ursprünglich in der Bibel dargestellten Gott glaube, der könne es auch gleich lassen.“ Unsere heutigen Zeiten – was sind wir so schlau! Schlauer als die Menschen jemals waren. Vielleicht auch nicht schlauer, sondern nur auf einem Auge blind? Gott als „metaphysischer“ Weltenschöpfer. Was ist Metaphysik? Metaphysik ist die Durchdringung des Glaubens/der Religion mit Hilfe der Philosophie. Im christlichen Glauben geht es nicht um Metaphysik, sondern um Glauben. Und Wissenschaft kann einen Weltenschöpfer nie beweisen oder was auch immer, denn der christliche Glaube sagt, dass Gott keine Schöpfung ist. Gott ist nicht Materie und sonstwas, Gott ist Gott. Er ist als Schöpfer nicht Teil seiner Schöpfung. Und wir Menschen sind auch mit der Wissenschaft eben nur in der Lage, das zu erfassen, was Teil der Schöpfung ist. Dass die Wissenschaft also dem Glauben im Wege steht, ist Propaganda – vor allem gibt es eben auch Wissenschaftler, die hier heftig widersprechen würden. Die Aussage: „Wer aber nicht an den ursprünglich in der Bibel dargestellten Gott glaube, könne es auch gleich sein lassen“ – hat eine ganze Menge an Überlegungen und Diskussionen in der Theologie schlichtweg verpasst. In der Bibel finden wir viele Erfahrungen mit Gott wiedergegeben – und das durch Jahrhunderte hindurch.

Man kann niemandem zum Vorwurf machen, dass er nicht glaubt. Wir können auch Atheisten und Agnostikern dankbar sein, dass sie den Finger auf Wunden legen, die erst geheilt werden können, nachdem man sie erkannt hat. Alles ist gut. Nur sollte die Diskussion qualifizierter sein, wenn man sich schon auf sie einlässt. Und so hoffe ich, dass Herr Flasch hier nur naiv wiedergegeben wird – aber selbst doch qualifiziertere Beiträge geleistet hat.

Grundsätzlich: Dass Christen – auch hohe Würdenträger, viele Antworten nicht geben können, weil wir in einer Phase leben, in der das Christentum eher emotional geliebt wird als rational, das ist eine Wunde, auf die heute ein Philosoph zu recht zeigt. Und er ist somit Ansporn, dass Christen ihren Glauben wieder stärker rational durchdringen sollten. Und dass die historisch-kritische Exegese – die ja aus dem Christentum heraus erwachsen ist – den Glauben zertrümmere, das sehe ich nicht mehr so. Sie hat im frühen Überschwang alles hinausgeworfen, was der Verstand nicht mochte. Inzwischen gibt es jedoch viele Ansätze, die den Verstand selbst durchleuchtet und der Vernunft zuordnet, die Symbolsprache reflektiert, die den Mythos durchdringt usw. Auferstehung Jesu gibt es nicht – so hieß es. Heute denkt man tiefer nach bis dahin, dass man aufgrund historischer Ergebnisse fragt: Was bedeutet diese Botschaft? Welche Kraft steckt in ihr? Warum steckt sie in ihr? Vielleicht darum, weil der, dessen Auferstehung bekannt wird, diese Kraft heute noch entfaltet? Und dann liest man auf einmal die neutestamentlichen Texte in ihrem historischen Kontext anders – historisch.

Man sollte vielleicht mit den Amtsträgern ein wenig verständnisvoller umgehen. Nicht nur, dass sie vielleicht auch nicht alles Spitzfindige beantworten können, wie das berühmte Mütterchen, aber aus dem Glauben heraus sehr viel Gutes tut, sondern dass sie auch Adressaten orientiert reden. Wie es im Neuen Testament heißt: Man kann mit Säuglingen nicht wie mit Philosophen reden. Manche Amtsträger haben jedoch nicht verstanden, dass die Menschen inzwischen keine Säuglinge mehr sind, sondern – sagen wir: In der Pubertät: Alles Alte wird vergessen, ist wie ausgelöscht, sich als Mittelpunkt der Welt sehend, meint man, man habe die Weisheit mit Löffeln gefressen, alle anderen seien sowieso veraltet und dumm. Das erfordert einen neuen Umgang. Und das muss man berücksichtigen.

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