Zorn

Unsere Gesellschaft mag keine zornigen Menschen. Warum nicht? Sie sind politisch nicht korrekt. Ausbrüche sind unerwünscht – Menschen sagen dann etwas, was die Gesellschaft in ihrer Lethargie nicht hören will. Die Palästinenser-Fans mit ihrem Antisemitismus waren zornig, Zornig war Herr Fest und zornig war die ausfällige Frau, die ich neulich im Blog hatte, zornig ist diese junge Frau: http://www.jihadwatch.org/2014/07/to-the-students-for-justice-in-palestine-a-letter-from-an-angry-black-woman

Menschen können zornig werden, emotional ausbrechen. Wie geht eine Gesellschaft damit um? Sie muss Zorn Raum lassen, denn allein dadurch weiß man, wie es in Menschen der Zeit wirklich aussieht. Nur so weiß man, dass nicht nur geheuchelt wird. Zornige Menschen zeigen auf, worauf eine Gesellschaft achten muss, damit sie nicht einmal explodiert. Und so muss unsere Gesellschaft auf Palästinenser-Fans achten, die antisemitisch sind – auch wenn sie nach den Reaktionen Kreide gefressen haben. Unsere Gesellschaft weiß, dass sie ihre Werte nicht verkaufen und verachten darf, und sie mit Füßen treten lassen darf von Menschen mit anderen Werten. Es gibt freilich auch krankhaften Zorn.

Man kann alles übertreiben – selbst den Zorn. Und da spricht dann unsere Gesellschaft von Zornegickel. Ein schönes Wort, finde ich, um Menschen zu charakterisieren, die Sklaven ihrer Zornemotion sind. Auf diese muss man entsprechend cool reagieren. Ob ihr Zorn der Gesellschaft die Augen öffnet, wird von Fall zu Fall zu entscheiden sein. Eher zuckt sie dann mit den Schultern.

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Auch hier kann man von einem zornigen Mann und seinen Fans viel lernen: http://m.heute.at/news/politik/art23660,1047905

Man beachte einmal, dass Fragen nicht beantwortet werden, sondern dass das Thema sofort umgeleitet wird – was für eine Nichtdiskussion! Es besteht überhaupt kein Interesse an einen Austausch – es besteht ein Interesse nur an Propaganda. Und da die Propaganda nicht gelungen ist, machte er sich vom Acker – und die Fans dieser Propagandamaschinerie fühlen sich dazu aufgerufen, einen Menschen verbal fertig zu machen. Die Moderatorin ist wirklich zu bewundern.

Übrigens habe ich einmal eine solche Nichtdiskussion in Ägypten miterlebt – weil die Frau wagte zu widersprechen, hat sich der Gesprächspartner dermaßen aufgeregt, dass eine Gruppe sich schützend vor sie stellen musste. Europa ist selbst daran Schuld, dass es solchen zornigen Menschen so viel Raum gibt. Aber sie outen sich. Und das ist gut.

Diese Art zu diskutieren kenne ich noch aus meiner Jugend, wenn man mit Marxisten diskutieren wollte. Ideologen sind sich gleich. Inhalte wechseln – aber das ist auch das Einzige.

Impressum auf www.wolfgangfenske.de

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